
Mit dem Titel eines Weltmeisters endete der Auftritt von Kim Hüter mit der deutschen U17-Nationalmannschaft bei den erstmals in dieser Altersgruppe ausgetragenen Titelkämpfen im marokkanischen Casablanca.
Im Finale, das an Spannung und Dramatik kaum mehr zu überbieten war, schlug die Truppe von Bundestrainer Jochen Beppler und Co-Trainer Finn Lemke Ägypten mit 44:43 (18:17; 37:37; 41:40) nach Verlängerung.
Hart und anstrengend sei es gewesen, sagte der 17-Jährige am Morgen nach dem Triumph. Nicht zuletzt wegen der hohen Temperaturen und damit einhergehend hoher Luftfeuchtigkeit vor Ort. Dazu kamen die bekannten Unwägbarkeiten Nordafrikas mit Trinkwasser und ungewohntem Essen. Zwei der drei deutschen Kreisläufer fielen dadurch schon beim Auftaktsieg gegen den Iran aus. Beide Torhüter, neben Kim noch der Kieler Tobias Dengler, blieben zum Glück verschont. Weshalb das letztendliche Fazit lautete: „Es war eine geile Zeit!“
Sportlich stellte sich das richtige WM-Feeling tatsächlich erst im Finale ein. „Die Spiele vorher waren im Ausgang dafür einfach zu deutlich“, fand der Melsunger. Verständlich angesichts der haushohen Siege gegen den Iran (45:20), Puerto Rico (54:15), Argentinien (44:22) und im Halbfinale Katar (39:22). Die Kim Hüter bis dahin mit einer Quote von 43,4% gehaltener Bälle zum mit Abstand besten Keeper des Turniers, noch vor seinem Mannschaftskollegen Dengler, machten.
Erst im Finale, das ein Angriffs-Feuerwerk fast ohne Beteiligung der Abwehrreihen war, sackte der Wert in einen immer noch ganz starken mittleren 30er-Bereich. „Das war kein gutes Spiel von uns Torhütern“, merkt Hüter selbstkritisch an. Es sei schwer gewesen, den Hebel nach den eher leichten Spielen umzulegen. Aber als Team hätten sie das geschafft und seien deshalb auch verdient Weltmeister geworden. Zur Geschichte gehörte auch das starke Comeback im Endspiel nach Vier-Tore-Rückstand noch Mitte der zweiten Hälfte.
Als persönliches Fazit nimmt der Keeper mit, dass er unbedingt weitermachen möchte „mit so geilen Erfahrungen“. Es habe Spaß gemacht, auch mit dieser besonderen Stimmung im Team. Jeder Abend wurde gemeinsam verbracht, zum Beispiel mit Kartenspielen. Aber auch Kultur stand auf dem Programm. Den Besuch einer großen Moschee fand er „ganz cool“.
In den ersten Tagen waren seine Eltern noch in Casablanca, so dass die wenige freie Zeit für Familienspaziergänge in nicht alltäglicher Umgebung genutzt werden konnte. Von Vater Kai, ehemals Torhüter bei der MT zu Zweitligazeiten, gab es neben den Videotelefonaten mit DHB-Torwarttrainer Mattias Andersson weitere Tipps und Analysen des Geleisteten. Und auch mit Tobi Dengler war der ständige Austausch da: „Wir verstehen und ergänzen uns gut. In den Tagen der Vorbereitung haben wir uns schon das Zimmer geteilt. Ich freue mich immer, wenn wir gemeinsam im Kader stehen.“
Ab dem zweiten Gruppenspiel war Finn Lemke als Co-Trainer in Marokko dabei, der nach dem Endspiel ebenfalls seine Medaille im Empfang nehmen durfte. Und zum Finale reiste auch MT-Vorstand Axel Renner nach Casablanca. Der im Verlauf seiner verantwortlichen Zeit für die MT Melsungen nach Ole Pregler (2023 mit der U21) und Leon Stehl (2025 mit der U19) nun den dritten Weltmeister aus der eigenen Jugend heraus zum WM-Titel beglückwünschen durfte.