Bundesliga / 25.10.2025

MT bezwingt Lemgo nach wildem Ritt

Freude pur: MT-Jubeltraube nach dem Sieg gegen Lemgo. (Foto: Käsler/MT)

Hart erkämpfte zwei Punkte: Die MT Melsungen hat am 10. Spieltag der DAIKIN Handball-Bundesliga den TBV Lemgo Lippe 28:22 (12:10) bezwungen.

Emotionen pur, Dramatik, strittige Szenen und Spannung ohne Ende – nach einem wilden Ritt an einem mitreißenden Handballabend in der Kasseler Rothenbach-Halle hat die MT Melsungen einen am Ende verdienten 28:22 (12:10)-Sieg gegen den TBV Lemgo Lippe gefeiert. Timo Kastening und Adrian Sipos aufseiten der MT mussten jeweils mit Rot vom Platz.

Sie spielten schnell, die Lipperländer. Sobald der Ball in den eigenen Reihen war, ging’s ab nach vorn. Allerdings erst einmal ohne größere Effekte, denn die Melsunger waren im Rückzug noch schneller. Ohnehin war die Zahl der TBV-Ballgewinne in den Anfangsminuten überschaubar. Mit sieben Feldspielern und zwei beweglichen Kreisläufern wurde die Gäste-Deckung am Kreis festgenagelt, so dass die Distanzschützen Vlad Kulesh, Olle Forsell Schefvert und Nikolaj Enderleit zum Zuge kamen.

Hinten allerdings passte es noch nicht so gut. Da kamen Tim Suton und Hendrik Wagner zu oft zum Abschluss. Und weil sich die Lemgoer Deckung langsam an die Gegebenheiten gewöhnte und den Weg zum Tor dicht machte, sorgte Suton nach elf Minuten für das 4:5.

Ein kleiner Vorteil, der erst einmal Bestand hatte. Roberto Garcia Parrondo wechselte nach einer Viertelstunde, brachte Amine Darmoul und Alexandre Cavalcanti. Mit Erfolg, der Tunesier erzielte gleich drei Treffer und holte die Führung zum 8:7 (19.) zurück. Nach Enderleits 10:9 (23.) kam Thermik in die Halle. Erst blieb Leve Carstensen auf seinem Weg zum Abschluss an Kastening hängen, was zur Roten Karte für den MT-Kapitän und einem Siebenmeter führte.

Gab es zunächst gellende Pfiffe gegen die Disqualifikation, drehte das Stimmungspendel in die entgegengesetzte Richtung, als Laszlo Bartucz den von Niels Versteijnen geworfenen Siebenmeter hielt. Noch größer der Jubel, als Kulesh das Leder bei angezeigtem passivem Spiel mit Wucht in die Maschen hämmerte und Enderleit vom eigenen Kreis traf – 12:9 (27.). Die MT obenauf, Lemgo von der Rolle, wie Versteijnens zweiter vergebener Strafwurf, diesmal an die Latte, zeigte. Suton machte es besser von der Linie, deshalb ging es nur mit zwei vor für die Hausherren in die Kabine.

Durchgang zwei startete mit Dainis Kristopans, einem weiterhin hellwachen Bartucz und einem Amine Darmoul in blendender Spiellaune. Resultierend in einem Fortbestand der zwei Tore Führung, begleitet von reichlich Stockfehlern, die aber auch in starken Abwehrreihen begründet waren. Es war sicher kein schönes Spiel, aber ein intensives und jederzeit packendes. Und natürlich dankbar für das mitgehende Publikum, das sich nach Kuleshs nächstem Geschoss zum 15:12 (37.) und dem anschließenden Doppelpack von Enderleit zum 17:13 (39.) so richtig austobte.

Lemgo gab noch längst nicht auf, kam stark zurück. Da wurde Handball gearbeitet, beide Mannschaften schenkten sich nicht einen Zentimeter Boden. Mit Jan Mudrow versuchte sich Lemgos inzwischen dritter Siebenmeterschütze, diesmal erfolgreich, gegenüber durfte endlich Florian Drosten mal ran. Ruben Marchans 20:18 (47.) nach herrlichem Kristopans-Anspiel war dann wieder einmal ein schön herausgespielter Treffer. Melsungen blieb nervenstark vorn, Lemgo ließ sich einfach nicht abschütteln.

Auch die Gäste versuchten es mit einem Feldspieler mehr, und das erfolgreich. Carstensen machte den Anschluss zum 22:21 (51.), nachdem sich vorher Enderleit und Suton um die Torjägerkrone des Abends gestritten hatten, Schefvert konterte umgehend. Dann wurde es heftig. Erst bekam Darmoul die Hand eines Gegners ans Auge – ungeahndet. Gegenüber landete Adrian Sipos im Gesicht von Hutecek, was in Rot nach Videobeweis endete. Wieder mächtig Unmut auf den Rängen, der nach der Parade von Kristof Palasics bei Mudrows Siebenmeter in ohrenbetäubenden Jubel umschlug. Für Zuschauer mit Herzschwäche war dieses Spiel nichts.

In die letzten fünf Minuten ging es mit vier vor für die MT. Enderleit hatte mit seinem achten Treffer zu Suton aufgeschlossen, Kristopans aus ungünstigem Winkel getroffen. Diesen Vorsprung ließen sich die Nordhessen dann auch nicht mehr nehmen. Weil Palasics fantastisch gegen Bobby Schagen und Frederik Simak parierte und vorn Arnar Freyr Arnarsson und David Mandic zum 28:22 (59.) den Sack endgültig zumachten – und das bereits minutenlang stehend applaudierende Publikum freudetrunken in den späten Samstagabend entließen.

Stimmen

Roberto Garcia Parrondo: Das war ein sehr wichtiger Sieg für uns. Lemgo hat eine sehr gute Mannschaft und ist in einer tollen Form, aber wir haben ein tolles Spiel gemacht. Alle haben alles gegeben. Mehrere Spieler waren vor der Partie angeschlagen, aber ihre Hilfe war wichtig. Sie wollen unbedingt kämpfen, wollen alles geben. Das ist für mich das Wichtigste. 

Florian Kehrmann: Glückwunsch an Roberto und die MT zum Sieg. Insgesamt ist der verdient. Wir haben ein paar Fehler zu viel gemacht. Die Geschichte ist eigentlich schnell erzählt: Wir haben vier Siebenmeter vergeben und weniger Torwartparaden. Das war es dann. Meinen Spielern mache ich keinen Vorwurf, sie haben alles reingehauen. Nicht gefallen hat mir, dass es die Schiedsrichter nicht geschafft haben, die Intensität des Spiels zu kanalisieren. Das gipfelte in der Aktion von Sipos, die für mich nicht Rot, sondern Blau war wegen Absicht. Das ist nicht unser Sport, so etwas will ich nicht sehen. 

Statistik

MT Melsungen: Bartucz (8 Paraden / 18 Gegentore), Palasics (4 P. / 4 G.); Marchan 2, Enderleit 8, Mandic 2, Sipos, Kristopans 2, Ignatow, Drosten 1/1, Kulesh 4, Arnarsson 1, Cavalcanti 1, Forsell Schefvert 2, Darmoul 5, Kastening, Ntanzi  – Trainer Roberto Garcia Parrondo.

TBV Lemgo Lippe: Möstl (2 Paraden / 12 Gegentore), Kastelic (5 P. / 16 G.); Hutecek 1, Theilinger, Mudrow 1/1, Simak, Schagen 1, Carstensen 3, Suton 8/1, Willecke, Versteijnen 3/1, Wagner 4, Faust 1, Rahmlow – Trainer Florian Kehrmann.

Schiedsrichter: Christian vom Dorff (Kaarst) / Fabian vom Dorff (Kaarst); Spielaufsicht: Christoph Immel.

Zeitstrafen: 6 – 6 Minuten (Forsell Schefvert 20:23/37:29, Ignatow 39:40 – Hutecek 18:46, Schagen 44:46, Willecke 48:12); Rote Karte: Kastening 23:12, Sipos 52:16

Strafwürfe: 1/1 – 7/3 (Bartucz hält Wurf von Versteijnen 23:12, Versteijnen an die Latte 27:29, Suton scheitert an Bartucz 39:40, Palasics hält Wurf von Mudrow 52:16)

Zuschauer: 4.145 in der Rothenbach-Halle, Kassel

Spielstände: 1:0 (1.), 3:3 (6.), 6:6 (17.), 8:8 (21.), 12:9 (27.), 12:10 (30.) HZ – 12:11 (31.), 15:13 (38.), 18:15 (42.), 19:18 (46.), 22:21 (51.), 25:21 (51.), 26:22 (57.), 28:22 (59.) Endstand. 

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