Talents / 24.10.2025

Kuhlen – der ruhige Wirbelwind

Energisch: Philipp Kuhlen beim Abschluss. (Foto: Hartung/MT)

Der erste Saisonsieg am letzten Wochenende gegen LIT macht's möglich: Am Samstag kann die B-Jugend der MT Talents gegen die HSG Dutenhofen/Münchholzhausen (Anwurf 18 Uhr) ihre Aufholjagd zum Erreichen der Meisterrunde gleich vor eigenem Publikum in der Stadtsporthalle fortsetzen.

Was nach vier Niederlagen zum Auftakt bereits aussichtslos schien, bekommt vor allem auch durch die Ausgeglichenheit der Staffel 4 eine neue Perspektive. Da ist der mittelhessische Kontrahent dieser Woche direkt wieder in Reichweite, könnte mit einem entsprechend hohen Sieg sogar durch den direkten Vergleich überflügelt werden. Das wäre dann schon der Anschluss an jene drei, zu denen außer Lemgo und Burgdorf noch Bissendorf-Holte zählt, die derzeit auf den Meisterrunden-Plätzen rangieren. 

Keine Frage, das sollte eine große Portion Extra-Motivation für die Mannschaft von Max Pregler sein. Von der Philipp Kuhlen nach seiner Galavorstellung gegen LIT mit 16 Toren allerdings nichts wissen will. „So weit sind wir noch nicht, das steht im Hintergrund. Im Moment sind wir noch weit weg von einer Entscheidung. Und damit es für uns überhaupt noch was werden kann mit der Meisterrunde, müssen wir uns erst einmal Spiel für Spiel durchsetzen und Punkte holen. Dazu sind wir hoch motiviert“, analysiert der Lockenkopf die Lage ganz nüchtern. Was sich dadurch dann ergäbe, könne möglicherweise zu weiterer, zusätzlicher Motivation führen, sagt er. Aber eben zu gegebener Zeit, nicht jetzt.

Diese Ruhe entspricht der Art und Persönlichkeit des 16-Jährigen. Seine sehr knapp bemessene Zeit neben Schule und Handball verbringt er gern mit dem Familienhund: „Das entspannt“. Früher hat er auch noch Fußball und Tennis gespielt. Aber das passt in den Terminkalender schon lange nicht mehr rein. Jetzt bezeichnet er sich allenfalls noch als sportlich generell sehr breit interessiert, sonst habe neben dem Handball kein anderer Sport mehr Platz. 

Bis zum Sommer ging noch viel Zeit drauf für das Pendeln zwischen Wohnort Vellmar und Sportheimat Melsungen. Fast immer mit der Bahn. Jetzt ist Klasse 11 der Oberstufe am Geschwister-Scholl-Gymnasium in der Bartenwetzerstadt angesagt. Der Ablauf bleibt aber trotzdem gleich mit Schule, Hausaufgaben und Lernen in der Sportler-WG, dann dem Training nebenan. 

Man muss den hochtalentierten Spielmacher zwangsläufig fragen, wie seine ruhige, strukturierte Art zusammenpasst mit dem kaum mehr zu stoppenden Wirbelwind, den er nach unvermitteltem Umschalten in den Jetzt-gehts-los-Modus auf dem Feld abgibt. Auch da kommt die Antwort ebenso spontan wie wohl überlegt: „Naja, das war gegen LIT ein wichtiges Spiel, wir hatten uns so viel vorgenommen und lagen auf einmal hoch zurück. Es musste einfach was passieren!“ 

Plötzlich war Kuhlen, gerade noch neben sich stehend wie seine Mannschaftskollegen, Stratege, Motor, Antreiber und Vollstrecker in Personalunion. Man hätte meinen können, das direkte Duell mit seinem LIT-Gegenpart Arne Reinhold, bis dahin schon sechsmal erfolgreich und am Ende ebenso 16facher Torschütze, habe ihn angestachelt. Aber dem war nicht so: „Nein, das hat mich nicht interessiert. Ich habe das gar nicht wahrgenommen, dass er auch so oft getroffen hat.“ Der komplette Fokus habe allein auf ihm selbst und auf der eigenen Mannschaft gelegen. 

Im Vorfeld zum Hessenderby war Philipp Kuhlen zusammen mit seinen Kollegen Maximilian Knopp, André Peter und Marlon Junge noch zum Tageslehrgang der Hessenauswahl in Großwallstadt. Mit der steht im Dezember der Deutschland-Cup, das wichtigste Jugendturnier überhaupt, auf dem Programm. „Ich bin mir schon bewusst, dass das etwas Besonderes ist. Aber darauf arbeite ich seit der C-Jugend, als ich nach Melsungen gewechselt bin, auch hin“, sagt Kuhlen. Was nicht heißt, dass der bevorstehende Ligaalltag gegen Dutenhofen/Münchholzhausen für ihn nicht mindestens ebenso wichtig wäre. Diesmal soll es dann aber von Anfang an richtig klappen. (Michael Koch)

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