Talents / 26.09.2025

Kremsers langer Weg zurück

War anderthalb Jahre raus: Alessandro Kremser. (Foto: Koch/MT)

Mit zwei Erfolgen wollen die Bundesligateams der MT Talents am Wochenende eine Serie fortführen, die andere brechen.

Ihren dritten Sieg im dritten Spiel peilt die A-Jugend am Samstag bei der HG Oftersheim/Schwetzingen an (Anwurf 15 Uhr, Nordstadthalle Schwetzingen). Am gleichen Tag versucht die B-Jugend, gegen die HSG Handball Lemgo ihren ersten doppelten Punktgewinn zu landen (Anwurf 17:30 Uhr, Stadtsporthalle Melsungen).

A-Jugend: Comeback nach eineinhalb Jahren

Exakt 546 Tage war Alessandro Kremser verletzungsbedingt lahmgelegt. Am 23. März 2024 kugelte er sich im Spiel in Hüttenberg die Schulter aus. Nach zunächst konservativer Behandlung erlitt er kurz vor dem Comeback beim letztjährigen Vorbereitungsturnier in Menden noch einmal die gleiche Verletzung, diesmal mit nachfolgender Operation. Es folgte in der langen Reha ein Mittelfußbruch.

Dann der nächste Versuch in der Vorbereitung zur laufenden Spielzeit. Erneut in Menden holte er sich ein Knochenmarksödem im Fuß, war wieder raus für den Saisonstart. „Man kann das Leben nicht planen. Ich hatte mir so oft im Kalender die möglichen Comeback-Termine markiert und immer kam wieder was dazwischen“, sagt er. Immerhin habe er die Zeit für sich nutzen können, um Muskelmasse aufzubauen und seine Kraftwerte zu verbessern.

Einen großen Anteil am Genesungsprozess hatten Physiotherapeut René Kagel und Mikulas Cejka, der bis letzte Saison sein Athletiktrainer war. Sie hätten ihn immer wieder aufgefangen und mental aufgebaut, er ist dankbar für die Geduld, die sie für ihn aufbrachten. Und da ist sein Freundeskreis in Rotenburg, wo er lebt: „Es tat gut mit Leuten zu reden, die überhaupt nicht im Thema Handball sind. Das lenkte ab.“ Nicht zuletzt hatte auch seine Mannschaft ihren Anteil, zu der er immer die Nähe gesucht und gehalten hat. Sei es als lautstarker Fan oder gar als Wischer bei den Spielen. Jetzt haben sie ihn, wie selbstverständlich, wieder eingereiht.

Kremsers Dank: Nach verpasstem Auftaktspiel feierte er ein furioses Comeback beim überzeugenden Sieg über Budenheim. Neun Minuten vor Schluss durfte er rein, erzielte noch drei Tore und schien nie weg gewesen zu sein. „Es war unfassbar. Ich habe so lange darauf gewartet, endlich wieder spielen zu können. Ich habe es zuerst gar nicht richtig miterlebt, weil ich komplett im Tunnel war. Mit dem ersten Tor ist eine riesige Last von mir abgefallen. Das war ein ganz krasses Gefühl. Ich habe für die nächsten zwei Angriffe das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht bekommen“, sprudelt es auch vier Tage später noch euphorisch aus ihm heraus.

Beim Auswärtsspiel in Oftersheim wird er jedoch wieder cool sein. Trotz zweier Siege zum Auftakt dürfe man keinen Gegner unterschätzen, sagt er. Die Saison sei ein Marathon, kein Sprint. Am Ende könne es auf jeden Punkt ankommen. Genug davon einzufahren, dabei kann Alessandro jetzt wieder aktiv helfen. Gemeinsam mit seinem Kreisläuferkollegen Noah Hüter, den er „läuferisch besser und flinker“ einordnet. Er selbst stelle und halte aufgrund der körperlichen Vorteile dagegen vielleicht die besseren Sperren. Ein Ergebnis des konsequenten Muskelaufbaus während seiner Leidenszeit, die damit trotz eineinhalb Jahren Pflichtspiel-Ausfall doch noch einen positiven Effekt hatte.

B-Jugend: Positiv denken

Zweimal schon mussten die MT Talents in der noch jungen Saison bereits geschlagen das Feld verlassen. Dennoch ist für Trainer Max Pregler in Sachen erstes Saisonziel noch längst nichts verloren: „Negativ zu denken, dass das gegen Lemgo jetzt schon ein Endspiel ist, kommt für uns nicht in Frage, da es auch immer noch die Rückspiele gibt.“ Die Stimmung sei ungeachtet der beiden Niederlagen gut im Team, denn man wisse nun umso klarer, woran noch zu arbeiten sei.

Die vordringlichen Baustellen sind identifiziert und benannt: „Wir müssen versuchen, unsere Absprachen und unser Verhalten im 1-gegen-1 zu verbessern“, sagt der Coach. Insbesondere in der Defensive, wo die Kreisanspiele der Gegner noch zu oft ankommen. Und bisher fehlten die sogenannten einfachen Tore, die sich aus Konter- und Tempospiel erzielen ließen. Das war gerade gegen die offensiv und sehr dynamisch verteidigenden Bissendorfer nicht umzusetzen.

Dafür klappte es aus dem gebundenen Spiel phasenweise durchaus ordentlich. Luca Witzel hatte auf Außen ebenso starke Phasen wie Felix Kühlbauch aus dem Rückraum. Und die Durchsetzungskraft von Philipp Kuhlen und Marlon Junge passte ebenfalls. Selbst mit den von Pregler genannten Schwachstellen wäre gerade im Heimspiel gegen Bissendorf mehr drin gewesen.

Mit einem Sieg gegen Lemgo könnten die MT Talents in dieser recht ausgeglichenen scheinenden Gruppe direkt auf den dritten Gruppenplatz vorspringen, der nach Ende der Vorrunde zum Einzug in die Meisterrunde genügen würde und den ersten Zielpunkt darstellt. Und schließlich sind die Rückspiele gegen die bisher noch ungeschlagenen Burgdorf und Bissendorf, das auch Lemgo schon besiegte, ja auch noch da, wie Trainer Max Pregler eingangs anmerkte. (Michael Koch)

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