
Philip Julius ist als Sportlicher Leiter in der Verantwortung für die individuelle Entwicklung der jungen MT 2-Spieler (Foto: Heinz Hartung)
Seit zehn Spielen wartet die MT Melsungen 2 auf einen doppelten Punktgewinn. Und jetzt kommt mit dem Hessen-Rivalen TSG Münster ausgerechnet eine der auswärtsstärksten Mannschaften der 3. Liga Süd-West in die Melsunger Stadtsporthalle (Anwurf am Sonntag um 17 Uhr).
Wir haben im Vorfeld der Partie sehr ausführlich mit Philip Julius, dem Sportlichen Leiter der MT 2, über die bisher unbefriedigend erscheinende Saison gesprochen. Dazu wagen wir einen Ausblick auf Sonntag und sogar ein wenig darüber hinaus.
- Philip, zehn Spiele ohne Sieg. Wie geht es Dir damit?
Es ist nicht schön, aber ich verspüre Ruhe, was die Mannschaft angeht. Als Sportlicher Leiter schaue ich nicht ausschließlich auf die Ergebnisse, sondern vor allem auch auf die Entwicklung. Und da spielen wir, so komisch das klingt, eine sehr stabile Saison. Viele Spiele haben wir lange offen gehalten, nur gegen Tabellenführer Saarlouis und in Longerich hatten wir keine Chance. Das ist ein großer Unterschied zur vergangenen Saison.
- Woran liegt es denn, dass die Mannschaft nach eigentlich gutem Saisonstart so durchgereicht wurde?
Natürlich zum einen am Spielplan. Die beiden Dreier-Serien von Auswärtsspielen kamen uns sicher nicht gelegen. Aber natürlich stellen sich die Mannschaften mit der Zeit auch besser aufeinander ein, unsere Stärken sind damit bekannt. Da fehlt es uns vielleicht noch etwas an taktischer Variabilität, um uns dem entgegenzustellen und unsererseits neue Ansätze und Lösungen zu finden, um zu Punkten zu kommen. Das ist noch zu eindimensional. Außerdem fehlt es unserer sehr jungen Mannschaft gerade in Drucksituationen noch an Erfahrung. Es ist aber eine ganz bewusste Entscheidung, auf diese Jugend zu setzen und sie diese Erfahrungen auch sammeln zu lassen. Insofern wird unsere Formkurve, wie das im vergangenen Jahr auch war, in der Rückrunde mit dem Erfahrungszuwachs wieder nach oben gehen.
- Individuell haben wir Spieler, die diese Woche sogar Europacup spielen durften. Aber als Kollektiv funktioniert es nicht in der 3. Liga. Wie ist das zu erklären?
Klar, individuell passt das. Da muss wieder das Alter als Erklärung dienen: Junge Spieler neigen eher dazu, Leistungskurven in Wellenbewegungen zu erbringen. Wenn dazu dann gerade die älteren, stabileren Spieler wie Kevin Trogisch oder Benni Fitozovic, aber auch Bruno Eickhoff mit seiner Präsenz, über mehrere Spiele verletzt fehlen, geht das Gefüge verloren und machen sich diese Wellen stärker bemerkbar. Im Europacup hat auch nicht nur die junge Garde gespielt, sondern es waren immer gestandene Profis mit auf dem Feld, die die nötige Stabilität ins System gebracht haben.
- Wo bieten sich Lösungsmöglichkeiten an, um wenigstens erstmal wieder Punkte einzufahren und was fürs Selbstvertrauen zu tun?
Das Selbstvertrauen ist da. Jeder einzelne Spieler sieht ja seinen eigenen Fortschritt im Laufe der Saison. Für die individuelle Entwicklung macht es keinen Unterschied, ob wir Dritter In der Tabelle sind oder Zwölfter. Wir müssen wieder als Mannschaft an den Start gehen können und dann das Komplettpaket aus älteren Führungsspielern und Jugendlichen zur Verfügung haben. Dann werden auch Punkte hinzukommen und wird sich das gesamte System wieder stabilisieren.
- In vielen Spielen haben wir von der guten Abwehr profitiert, zuletzt aber dann gegen keineswegs übermächtige Angriffsreihen deutlich über 30 Tore bekommen …
Das ist das Thema von vorhin: Wir müssen uns mehr Lösungen für die unterschiedlichen Anforderungen erarbeiten, müssen insgesamt mehrdimensionaler werden.
- Stichwort Entscheidungsspieler. Die hat jedes Team. Wir auch wir zum Beispiel mit Jonas Riecke, der kaum zu verteidigen ist. Trotzdem profitieren wir davon weniger als unsere Gegner. Warum?
Entscheidungsspieler anderer Mannschaften sind meist ältere, erfahrenere Akteure. Bei uns ist ganz viel auf Jonas ausgerichtet, der selbst aber gerade 20 Jahre alt ist. Auch Bruno ist erst 21. Dass diese beiden in diesem Alter schon so weit sind, ist enorm. Natürlich ist es schwer, das in Verbindung mit den noch fehlenden Siegen zu sehen. Aber unser Fokus liegt ganz eindeutig auf den Spielern, nicht den Ergebnissen. Deshalb bleiben wir auch so ruhig.
- Der Gegner vom Sonntag, Münster, hat mit Patrick Weber einen ehemaligen HBL-Spieler, der Spiele durchaus allein entscheiden kann. Muss man ihn also auch konsequent verteidigen oder doch eher gewähren lassen und dafür seine Nebenleute „klein halten“?
Da wird sich unser Trainer Florian Weiß sicher etwas einfallen lassen. Man muss weder in das eine, noch in das andere Extrem gehen. Dass wir im Kollektiv sehr gut verteidigen können, haben wir schon bewiesen. Es wird eher darum gehen, das über die volle Spielzeit tun zu können. Und ganz ehrlich: Ich bin überzeugt, dass wir hinten wieder gut stehen werden. Wir müssen nur vorn ausreichend Kapital daraus schlagen und dürfen unsere Möglichkeiten nicht leichtfertig durch Ungenauigkeiten oder technische Fehler vergeben.
- Sicher wäre ein Überraschungserfolg gegen die TSG prädestiniert für einen Turnaround. Aber wie realistisch ist das?
Realistisch ist das schon. Wir haben das Zeug dazu, auch Mannschaften wie Münster zu fordern. Und gern spielt sicher niemand gegen uns, schon gar nicht in Melsungen. Deshalb gehen wir mit gutem Optimismus an die Aufgabe. Wir müssen unsere Stabilität aus den ersten Spielen zurückbekommen und uns darauf besinnen. Sollten wir am Sonntag an unsere Leistungsgrenze kommen und trotzdem verlieren, ist das eben so und dann war der Gegner besser. Auch davon werden wir uns nicht beirren lassen und auch nicht den Mut verlieren.
- Also keine Nervosität und kein Bauchweh trotz der Negativserie und der Nähe zum ersten Abstiegsplatz?
Nein. Und zumindest bis zum Ende des Jahres 2025 wird das auch nicht aufkommen. Der Weg stimmt, die individuellen Leistungen haben klare Aufwärtstendenz. Kanalisieren wir das in der Rückrunde und haben unseren Kader zusammen, werden wir noch genügend Punkte holen, um nicht in den Strudel zu geraten. Wenn aus den letzten drei Partien des Jahres noch was kommt, umso besser und vor allem verdient für das, was alle bisher schon geleistet haben.
- Wie lautet Dein persönlicher Tipp für Sonntag?
Wir werden über eine starke Abwehr und mit guter Torhüterleistung gewinnen. Ich rechne mit einem engen Spiel, in dem vergleichsweise wenig Tore fallen werden. Wer 30 Tore schafft, wird gewinnen. Und ich hoffe, das werden wir sein.
Das Spiel der MT Melsungen 2 gegen die TSG Münster wird am Sonntag um 17 Uhr live im Internet über die Plattform von SportEurope.TV übertragen.
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