Mit mehr als 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus dem gesamten Bundesgebiet war die Trainerfortbildung der MT Melsungen ein voller Erfolg. Und das nicht nur wegen der Qualitäten der Referenten. Der Lehrgang war zur Verlängerung bestehender B- und C-Lizenzen zertifiziert, diente aber vielen auch als Auffrischung bisheriger, oder dem Aufnehmen neuer Kenntnisse speziell im Defensivbereich der Sportart. Er soll künftig seinen festen Platz im jährlichen Sportkalender bekommen.
Die kürzlich von Sportvorstand Michael Allendorf hervorgehobene MT-Familie färbt ab. „Unser Gesamtkonzept kam bei allen super an“, sagte Jörg Ebenhoch, der das Fortbildungs-Wochenende verantwortlich plante und begleitete. Neben fachlichen Einheiten, die über zwei Tage insgesamt 15 Lehrstunden zum Themenbereich Abwehrarbeit, Athletik und Coaching beinhalteten, kam auch das Miteinander abseits der Sporthalle nicht zu kurz. Gemeinsames abendliches Buffet, zeitversetzte Übertragung des Champions League-Halbfinals Magdeburg gegen Barcelona, Lasergewehr-Schießen – alles im MarkTplatz, dem neu eröffneten Café der MT Melsungen, das seine Feuertaufe als moderne Veranstaltungs-Location mit Bravour bestand. Familiär eben.
Fachlich eröffnete der ehemalige DHB Chef-Bundestrainer Nachwuchs und derzeitige Coach der deutschen U16/U17-Auswahl, Jochen Beppler, die Weiterbildung. Sein Einstiegsthema: Die anspruchsvolle 3:2:1-Deckung. Gefolgt von Abschnitten zu 6:0- und 5:1-Varianten, die durch A-Lizenz-Inhaber in Diensten der MT Talents, Georgi Sviridenko und Björn Brede, beleuchtet wurden. Assistierend zur Seite standen die MT-Jugendtrainer Max Pregler und Eugen Gisbrecht.
Individuelle Abwehrtechniken übernahm abschließend Ex-Profi Jari Lemke. Abseits von Technik und Taktik ging Dr. Florian Sölter, Leiter Athletik und Medizin der MT Melsungen und auch verantwortlich für deren Profis, zum Abschluss des ersten Tages speziell auf das WarmUp vor dem Spiel und die Verletzungsprophylaxe ein. Über die volle Lehrgangszeit stellten sich bei schweißtreibenden Temperaturen die A- und B-Jugend der MT Talents als Demo-Team zur Verfügung.
Langfristige Leistungsentwicklung ist im Handball nur unter fachkundiger Anleitung umfassend geschulter Übungsleiter möglich. Um denen das nötige Rüstzeug an die Hand zu geben, finden regelmäßig jene Fortbildungen statt, wie sie die MT Melsungen am vergangenen Wochenende anbot. Nicht nur für die eigenen Vereinstrainer, sondern offen und sogar weit über die hessischen Landesgrenzen hinaus. Schon das Studium der Kennzeichen auf dem Parkplatz der Melsunger Stadtsporthalle zeigte: Von Recklinghausen in NRW bis zum Landkreis Elbe-Elster (Brandenburg), von Hamburg im Norden bis Emmendingen im südwestlichen BaWü zog sich das Netz der Teilnehmer über fast ganz Deutschland.
„Die Verlängerung meiner B-Lizenz stand an, da habe ich mich im Internet informiert“, sagte Melanie Schmidt aus dem rheinhessischen Alzey. Den Ausschlag für Melsungen gab am Ende nicht nur Top-Referent Jochen Beppler, den sie kürzlich bereits beim Lehrgang in Friesenheim erlebte, sondern auch ihr Sohn Leopold. „Er spielt noch B-Jugend und ist kein Trainer, aber ein Fan der MT Melsungen. Also war die Entscheidung gefallen und wir machen daraus ein Mutter-Sohn-Wochenende“, lachte die ehemalige Leistungs-Handballerin, die vor Jahren mit Ober-Eschbach schon vor Ort in der Stadtsporthalle gegen Kirchhof am Ball war.
Das Thema Familie war mehrfach präsent. In Kassel hatten Dagmar und André Weinhold von der TG Wilhelmshöhe das Problem, dass eigentlich nur eine/r hätte teilnehmen können. Ein kurzer Anruf bei Jörg Ebenhoch, dann war klar: „Wir konnten unseren elfjährigen Sohn Felix einfach mitbringen. Das war super unkompliziert. Trotz der kurzen Anfahrt haben wir hier in unserem Wohnmobil übernachtet, konnten durch das freundliche Entgegenkommen also beide unsere Lehrgangsbescheinigung bekommen und hatten trotzdem die ganze Familie beisammen. Danke dafür!“, freute sich Mutter Dagmar. Vater André räumte noch einen der Hauptpreise beim abendlichen Lasergewehr-Schießen ab und Sohn Felix freute sich riesig über die von Jörg Ebenhoch überreichte Kakaotasse mit großem MT-Emblem.
Ganz familiär ging es beim Come Together am Samstagabend ohnehin zu. Als prädestiniert für solche Gelegenheiten erwies sich das neue MT-Café MarkTplatz mitten im Herzen Melsungens. Bei Ebenhochs selbstgemachtem Chili Con Carne, Ahler Wurscht und anderen Leckereien kam das Netzwerken nicht zu kurz. Da tauschte sich die größere Delegation des TV Arnsberg aus dem Sauerland mit den Trainerkollegen aus Großenlüder bei Fulda aus: „Prima, wenn man auf diese Weise Kontakte aus ganz anderen Regionen bekommt und über den eigenen Tellerrand hinausschauen kann“, war die einhellige Meinung.
Und nochmal Familie zum Abschluss der Fortbildung. Finn Lemke, eigentlich als Fachreferent fest eingeplant, hatte kurzfristig absagen müssen. Für ihn sprang auf dem kurzen Dienstweg Jari Lemke, Ex-Profi und derzeit Drittligacoach der Reserve vom TBV Lemgo Lippe, ein. „Klar mache ich das sehr gern für meinen Bruder. Aber als Referent ist es eine Premiere für mich“, bekannte er. Und punktete bei den Lehrgangsteilnehmern, neben seinen praxisnahen Inhalten zu Vorpositionierung und dem aktiven Arbeiten gegen Passwege, mit der Forderung nach zeitweilig gewährter Wildheit im Abwehrverhalten beim Jugendhandball: „Sie müssen die Freiheit haben, eigene Erfahrungen und auch Fehler zu machen. Das sind ganz wichtige Bausteine. Spätestens mit dem Übergang in eine U23 wird es dann sowieso viel systematischer.“
In ihrer Verabschiedung der Fortbildungs-Teilnehmer sprach MT-Jugendkoordinatorin Ivonne Hildebrand von einer durchweg gelungenen Veranstaltung. Und erntete Applaus mit der Ankündigung, das MT-Angebot zur Trainerfortbildung als feste jährliche Einrichtung an jedem ersten Juni-Wochenende in der Fachwerkstadt zu etablieren. Was zudem erhalten bliebe: Die MT-Fortbildungen würden auch in Zukunft offen angeboten, also auch für jene, die keine Lizenzen haben. Im besten Falle noch nicht …
„Wir haben inhaltlich ganz bewusst die Entscheidung getroffen, auch weiterhin Themenschwerpunkte anzubieten. Das ermöglicht eine ganz andere Tiefe. Athletik und Coaching sollen aber immer mit dabei sein“, erläuterte Ebenhoch. Und MT-Vorstand Axel Renner betonte die Wichtigkeit nachhaltiger Arbeit in der Trainerausbildung: „Je besser wir unsere Ausbilder ausbilden, desto wertiger ist das, was wir über unsere Mannschaften, gerade in der Jugend, zurückbekommen“.
Und die Teilnehmer? Die bewerteten das Erlebte einmütig positiv. Da fielen Begriffe wie „interessant“, „informativ“ und „hochwertig“ in Serie. Auch mal „ambitioniert“ in Bezug auf das stramme Pensum, das da in der gemäß den Anforderungen des Verbandes zum Erwerb oder der Verlängerung von Lizenzen veranschlagten Zeit vermittelt wurde. Aber das familiäre Drumherum, das sich irgendwie durchzog, klang als Pluspunkt eigentlich überall an. Wozu neben vielen Kleinigkeiten am Rande nicht zuletzt der Abend im MarkTplatz, als neues Veranstaltungsdomizil der MT, seinen Teil zum Charme des ganzen Fortbildungs-Wochenendes beitrug. (Michael Koch)