Talents / 10.11.2025

A-Jugend überrollt bisher ungeschlagene Pforzheimer

Hinten stark im Defensivzentrum, vorn mit sieben Treffern erfolgreichster Torschütze: Philip Hornaff (Archivfoto: Heinz Hartung)

Das war schon mehr als nur ein einfaches Statement, was die MT Talents da mit ihrem 30:20 (16:12)-Sieg bei der bis dahin verlustpunktfreien SG Pforzheim-Eutingen ablieferten.

Sie trotzten damit der Schwächung durch das kurzfristige Fehlen ihrer zwei Stammkräfte Kim Hüter (zeitgleich mit der MT Melsungen 2 gefordert) und Lian Kopeinigg (erkrankt). Auch übernahmen sie den zweiten Tabellenplatz hinter dem HT München, das sich – ebenfalls bisher noch ohne Minuspunkt – am kommenden Sonntag um 15 Uhr zum absoluten Spitzenspiel der 2. Jugendhandball-Bundesliga in der Melsunger Stadtsporthalle vorstellt.

Das war schon famos, was das Team von Trainer Georgi Sviridenko da aufs Parkett zauberte. Auch wenn es etwas Anlaufzeit brauchte, bis die Nervosität abgelegt war. Auf beiden Seiten, denn auch den Gastgebern gelang nicht gleich alles. Es dauerte fast zweieinhalb Minuten, bis Julian Kreile das Leder zum ersten Mal im Netz versenkt hatte, nach knapp vier Minuten erst zog Maximilian Böhm für die SG zum Ausgleich nach. Legten die MT Talents zunächst vor, übernahm Pforzheim mit Böhms Siebenmeter zum 4:3 10.) erstmals die Führung.

Die hielt aber nicht lange, dafür sorgten Melsungens Distanzschützen, unterstützt von Keeper Leon Rosenbusch, der auf Touren kam. Philipp Hornaff, Felix Hillwig und Julian Kreile drehten die Partie mit sehenswerten Würfen aus der zweiten Reihe; Julian Ley, als Rechtshänder auf ungewohnter Rechtsaußenposition aktiv, steuerte einen Tempogegenstoß bei: 5:9 nach einer Viertelstunde konzentrierter und vor allem disziplinierter Arbeit.

Bei den Gastgebern lief nach vorn nicht viel, weil Top-Torjäger Finn Meißner beim leicht vorgezogen agierenden Jonas Lüder meist an der kurzen Leine lag. Null Impulse vom Rückraum-Rechten, seine Nebenleute ohne großen Plan. SG-Coach Alexander Lipps reagierte, versuchte es mit dem siebten Feldspieler. Profitieren konnte Spielmacher Noé Mauch, der mit drei Treffern auf 8:10 (18.) verkürzte.

Wenig später konnte sich Meißner in Überzahl, Kreile saß gerade eine Strafe ab, doch mal zur Mitte hin lösen, weckte Hoffnung mit dem 10:11-Anschluss (20.). Doch Hillwigs cleverer Diagonalpass auf Damian Deist erzielte Wirkung beim Gastgeber, Melsungen war wieder auf drei weg. Zur Pause sogar auf vier, weil Max Hermenau seinen Minuten zuvor vergebenen Siebenmeter drei Sekunden vor der Sirene mit einer beherzten Einzelleistung wett machte.

Nach Wiederbeginn machten die MT Talents hinten richtig dicht. Da lief kaum noch etwas glatt im Angriff der Pforzheimer. Und hätten die Nordhessen nicht selbst geschlampt mit ihren Möglichkeiten wie Hillwigs freiem Wurf lang drüber oder Lüders Siebenmeter an die Latte, wäre die Messe ganz schnell gelesen gewesen. So aber durfte die SG trotz weitgehender Ladehemmung zumindest eine Zeitlang noch auf Zählbares hoffen. Wenngleich Rosenbusch sich jetzt kaum noch überwinden ließ und spätestens mit Stanley Langes 14:20 (37.) in den langen Winkel die Weichen endgültig gestellt waren.

Pforzheim resignierte noch nicht, obwohl Finn Meißner bei Lüder mittlerweile komplett abgemeldet war. Devran Uldag, für den glücklosen Jan Gebauer zwischen die Pfosten gerückt, parierte zweimal und ermöglichte es seinen Mitspielern, den Rückstand erst einmal konstant zu halten. Alexander Lipps ließ wieder mit sieben Feldspielern angreifen und hielt sein Team damit bis zu Böhms 18:23 (47.), das der im Nachwurf zu seinem an die Latte gesetzten Siebenmeter erzielte, noch halbwegs im Spiel.

Danach aber riss der Faden bei Pforzheim komplett. Oder anders: Die MT Talents spielten die zuvor ungeschlagene SG förmlich an die Wand. Sensationell Hornaffs Zehn-Meter-Schlagwurf voll in den Winkel, überlegt Lüders Heber nach Hornaffs Ballgewinn aus der eigenen Hälfte ins verwaiste SG-Tor – 18:25 (48.) und die frühzeitige Entscheidung in einem Spitzenspiel, das vor allem in der zweiten Halbzeit von den MT Talents klar dominiert wurde.

Die letzten zehn Minuten gerieten zur Formsache. Analog zur ersten Hälfte reagierte Hermenau auf seinen zweiten verworfenen Siebenmeter abermals trotzig mit Toren aus dem Feld, hielt hinten die von Hornaff prima organisierte 5:1-Abwehr dem Druck von sieben Angreifern stand. Sehenswert, wie der sonst mit einem Schnitt von deutlich über 30 Toren glänzenden Pforzheimer Offensivreihe komplett der Zahn gezogen wurde. Ganze 14 Treffer aus dem Feld erzielten die Badener, was mit ein Verdienst des starken Leon Rosenbusch war. Den Schlusspunkt hinter eine grandiose Mannschaftsleistung setzte schließlich Alessandro Kremser, indem er die Differenz sogar noch zweistellig machte. Eine eindrucksvolle Werbung für das Spitzenduell am kommenden Sonntag vor heimischer Kulisse gegen München.

Statistik
SG Pforzheim-Eutingen: Gebauer, Uldag; Billmaier, Franck, Hurst, Pabst 1, Böhm 8/6, Rusin 1, Schünhof, Mauch 6, R. Meißner 1, Luga, Jacob, F. Meißner 2 – Trainer Alexander Lipps.
MT Talents: Rosenbusch, Saueressig, Knopp; Deist 1, Lange 3, Lüder 3/1, Ley 4/2, Kreile 4, Kremser 1, Hermenau 5/1, Hillwig 2, N. Hüter, Hornaff 7 – Trainer Georgi Sviridenko.
Schiedsrichter: Manuel Betz / Justus Schöppner (Flieden) - Zeitstrafen 10 : 10 Minuten – Strafwürfe 8/6 : 7/4 - Zuschauer: 120.

Verlauf: 0:1 (3.), 2:3 (6.), 4:3 (10.), 5:9 (15.), 9:10 (19.), 12:13 (24.), 12:16 (Halbzeit) – 13:19 (36.), 15:20 (39.), 18:25 (48.), 19:27 (54.), 20:30 (Ende).

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