Grund zum Feiern für die MT Melsungen: Am sechsten Spieltag der Daikin Handball-Bundesliga bezwangen die Nordhessen den HSV Hamburg 32:28 (19:14).
Was für einen Auftakt erwischte die MT da in der Kasseler Rothenbach-Halle? Erst knapp dreieinhalb Minuten waren gespielt, da stand es schon 3:0 für die von Anwurf weg mit sieben Feldspielern angreifenden Hausherren. Olle Forsell Schefvert, Dainis Kristopans und Sadou Ntanzi hatten getroffen, obwohl Adrian Sipos da bereits seine erste Zeitstrafe abgesessen hatte. Furios, wie die HSV-Deckung durcheinandergewirbelt wurde.
Bis auf 5:1 zogen die Rot-Weißen weg. Ehe sie von weiteren Strafen eingebremst wurden. Erst musste Timo Kastening raus, dann Kristopans. Hamburg nutzte den dadurch entstehenden Raum und robbte sich heran. Erst auf 5:3 (8.) durch Jacob Lassen, dann durch Moritz Sauters Gegenstoß zum 7:6 (15.). Zwei Zeigerumdrehungen später glich Frederik Bo Andersson gar aus – 8:8.
Im Rückraum hatte MT-Trainer Roberto Garcia Parrondo schon gewechselt, Nikolaj Enderleit für Kristopans, Amine Darmoul für Ntanzi und kurzzeitig Isaias Guardiola für Forsell Schefvert gebracht. Im Vorwärtsgang lief auch mit den Änderungen alles soweit gut, defensiv gab es allerdings kurz ein paar kleine Lücken, so dass die Norddeutschen dranblieben. Ein starker Rückhalt war Laszlo Bartucz, vor ihm räumte die Deckung wieder einiges weg, als die neue Feinjustierung griff.
Ein Aktivposten war Ruben Marchan, der am Kreis alles versenkte, was ihm in die Finger kam. Er läutete auch den Endspurt der ersten Hälfte ein, nachdem Oliver Norlyk noch einmal auf 15:14 (25.) verkürzt hatte. Arnar Freyr Arnarsson, Florian Drosten per Siebenmeter und Kristopans lang über das gesamte Feld ins gerade verlassene HSV-Gehäuse sorgten bei Halbzeit für eine recht komfortable 19:14-Führung.
Nach Wiederbeginn taten sich die Nordhessen im Vorwärtsgang ungleich schwerer. Was vor allem daran lag, dass der HSV es gar nicht mehr auf Zweikämpfe in Kreisnähe ankommen ließ. Mit meist drei Spielern auf neun Metern verteidigend, machten sie die Räume extrem eng. Mehr als einen Siebenmeter holte die MT da nicht für sich heraus – und den hielt Robin Haug auch noch gegen Florian Drosten, der dann wenigstens den Nachwurf noch nutzte. Das einzige Tor der ersten neun Minuten in der zweiten Hälfte, denen die Hamburger deren vier entgegensetzten. Nach Sauters 20:19 bat Parrondo zur Auszeit.
Glück und Pech hielten sich danach die Waage. Ein Hamburger Kempa landete an der Unterkante der Latte, den Abpraller beförderte Kristopans erneut von hinten nach vorn ins Netz zum 22:19 (40.). Beim nächsten Ballgewinn gegen die mittlerweile ebenfalls mit sieben Angreifern operierenden Hanseaten versuchte sich Kastening, traf aber nur den Pfosten. Melsungen immer noch optisch feldüberlegen, kam aber einfach nicht weg.
Auf einen war an diesem Abend jederzeit Verlass: Dainis Kristopans rackerte und blockte hinten, warf sich vorn rein und scheute keinen Zweikampf. Das 25:22 (49.) war schon sein siebter Streich. Und auch in der nächsten Situation stand der Lette im Fokus. Einar Olafsson erwischte ihn im Vorbeilaufen mit dem Ellenbogen im Gesicht, sah nach Videobeweis Rot. Wie schon im ersten Durchgang lief es auch im zweiten zum Ende hin gut für die Gastgeber.
Die Vorentscheidung war die Sache von Darmoul. Erst schlich er sich in Unterzahl an den Kreis und wurde dort von Kristopans gefunden. Dann setzte er sich im Zweikampf erfolgreich durch und schickte gleich noch Lassen auf die Strafbank, dann lief er einen Gegenstoß zum 30:25 (57.). Noch einmal bäumte sich der HSV auf, verkürzte durch Andreas Magaard auf drei. Ehe es Sipos vorbehalten war, mit dem letzten Treffer des Abends zum 32:28 in der Schlussminute den Deckel drauf zu machen.
Stimmen
Roberto Garcia Parrondo: Mit dem Sieg sind wir sehr zufrieden, das war stark gekämpft von der Mannschaft. Der HSV hat bisher gut gespielt in dieser Saison und wir wussten, dass es nicht leicht wird. Wir waren auch sehr nervös, haben es aber hintenraus gut gemacht. Davor waren es zu viele technische Fehler, das darf uns nicht mehr oft passieren.
Torsten Jansen: Wir haben heute zu viele Fehler gemacht. Mit so einer hohen Anzahl kann man in dieser Liga bei keiner Mannschaft gewinnen. Gerade in der ersten Hälfte war die Wurfausbeute schlecht, und wir haben nicht das gemacht, was wir uns vorgenommen hatten. Wenn die MT dann noch diese Halle hinter sich hat, gewinnt man so ein Spiel eben.
Statistik
MT Melsungen: Bartucz (5 Paraden / 20 Gegentore), Palasics (1 P. / 8 G.); Marchan 4, Enderleit, Mandic 1, Sipos 1, Kristopans 8, Ignatow, Drosten 5/4, Arnarsson 2, Soler, Forsell Schefvert 2, Guardiola, Darmoul 5, Kastening 3, Ntanzi 1 – Trainer Roberto Garcia Parrondo.
HSV Hamburg: Haug (10 Paraden / 31 Gegentore), Pein (0 P. / 1 G. bei einem Siebenmeter); Magaard 3, Norlyk 1, Kofler, Lassen 2, Jörgensen 6, Weller 3, Geenen, Kerber, Botta, Levermann, Andersen 4/1, Olafsson, Sauter 7, Mortensen 2 – Trainer Torsten Jansen.
Schiedsrichter: Leonard Bona (Remscheid) / Malte Frank (Radevormwald). Spielaufsicht: Thorsten Zacharias.
Zeitstrafen: 10 – 8 Minuten (Sipos 1:32/51:12, Kastening 5:43, Kristopans 10:24, Drosten 53:20 – Sauter 27:08, Kofler 28:05, Mortensen 40:30, Lassen 55:47); Rote Karte: Olafsson 49:33 (grobes Foulspiel)
Strafwürfe: 5/4 – 2/1 (Haug hält Wurf von Drosten 33:47 – Jörgensen an den Pfosten 20:38)
Zuschauer: 3.541 in der Rothenbach-Halle, Kassel
Spielstände: 1:0 (1.), 3:0 (4.), 5:2 (8.), 7:4 (12.), 8:8 (17.), 10:10 (19.), 13:10 (22.), 14:13 (24.), 17:14 (27.), 19:14 (29.) HZ – 19:15 (31.), 20:19 (39.), 22:21 (46.), 25:22 (49.), 27:23 (53.), 28:25 (55.), 30:25 (57.), 31:27 (59.), 32:28 (60.) Endstand.