Ein völlig neues Gefühl: Mit dem Klassenerhalt in der Tasche bestreitet die MT Melsungen 2 ihr letztes Aufwärtsspiel dieser Drittliga-Saison. Am Samstag geht es zur Bundesliga-Reserve des TBV Lemgo Lippe (18 Uhr, Augustdorf).
Mehr Augenhöhe als in diesem Aufeinandertreffen geht kaum: Beide Mannschaften sind Tabellen-Nachbarn auf den Rängen acht und neun, haben 23 Punkte gesammelt, mit 845 und 848 annähernd die gleiche Anzahl an Toren sowohl geworfen als auch kassiert (883 zu 888). Beide haben vier Punkte Vorsprung auf den Tabellen-14. und dabei jeweils das direkte Duell gegen den MTV Großenheidorn gewonnen, der diesen ersten Abstiegsrang belegt.
Außerdem geht es für Arjan Haenen zurück in die Vergangenheit, denn von Lemgo aus wechselte er einst nach Nordhessen. Wir haben mit dem Erfolgstrainer der MT 2 gesprochen – und natürlich ging es dabei erst einmal mehr um das Geleistete, als um die noch anstehenden Aufgaben. Haenen war einverstanden, geduzt zu werden.
Ari, Glückwunsch zum Klassenerhalt! Wie groß ist die Erleichterung?
Ich bin sehr, sehr erleichtert. Das war als Aufsteiger keine leichte Saison. Es ist großartig, das große Ziel zwei Spieltage vor Schluss schon erreicht zu haben. Die Jungs haben sich diesen Erfolg redlich verdient.
Was war der Schlüssel?
Wir haben immer an uns geglaubt. Auch, als wir zwischenzeitlich mal auf dem letzten Platz standen. Als Aufsteiger hat uns in der Hinrunde vor allem Erfahrung gefehlt, deshalb haben wir einige knappe, unglückliche Niederlagen kassiert. Das hat sich in der Rückrunde komplett gedreht. Wir sind im Laufe der Saison viel reifer und erfahrener geworden. Die Weiterentwicklung der Mannschaft war also der Schlüssel.
Die Saison lief ohne deinen Abwehrchef Max Pregler, auch andere wichtige Spieler haben verletzungsbedingt zum Teil lange gefehlt…
Der Ausfall von Max tat sehr weh. Aber wenn man sieht, wie Jona Rietze, Florian Weiß und Lasse Ohl dann fast die ganze Zeit den Innenblock gerockt haben, war das natürlich überragend. Auch als noch Lasse Ohl ausfiel und wir die Deckung dadurch offensiver ausrichten mussten. Aber wir sind in einen Flow gekommen, wo fast alles von allein lief und in dem wir letztendlich unsere Punkte geholt haben. Wir hatten 18 Spieler im Kader. Und egal, wer da gefehlt hat, die anderen haben es irgendwie aufgefangen. Auch als wir mal mit Rechtshänder im rechten Rückraum improvisieren mussten. Unser Niveau blieb trotz der Umstellungen immer recht hoch.
Was macht den Charakter der Mannschaft aus?
Es herrscht ein unfassbarer Zusammenhalt. Es gibt keinen Spieler, der sich irgendwie außerhalb der Mannschaft bewegt. Jeder geht für den anderen durchs Feuer, das macht den Spirit aus. Wenn wirklich mal jemand frustriert ist oder Grund zum Meckern findet, wird das intern sofort aufgefangen. Wobei es vollkommen egal ist, ob es sich um jüngere oder aber erfahrenere Spieler handelt. Es herrscht da eine sehr große Disziplin untereinander, das macht diese Mannschaft so besonders.
Hast du auch mal am Klassenerhalt gezweifelt?
Klar habe ich manchmal auf die Tabelle geschaut. Aber gezweifelt? Nein. Auch wenn man immer mal schaut, wo noch Zähler geholt werden können und wo die Konkurrenz punkten kann. Aber am Ende zählt sowieso nur das, was man selbst macht.
Jetzt ist die Last weg, es gibt aber noch zwei Spiele. Wie geht ihr die an?
Als Trainer gehe ich die so an wie jedes andere Match. Klar werde ich auch wechseln und Spielern, die uns verlassen, zum Abschluss nochmal Gelegenheit geben, sich zu zeigen. Aber natürlich wollen wir die Spiele gewinnen. Wir könnten sogar noch Sechster werden. Man muss sich das mal überlegen. Wer hätte das am Anfang geglaubt, dass die MT 2 als Aufsteiger Sechster werden kann? Das ist etwas Besonderes, und deshalb wollen wir selbstverständlich weiter punkten, auch in Lemgo und abschließend daheim gegen Spenge. Die Jungs sind nach der kurzen Spielpause heiß, wir spielen auf Sieg.
Die Partie bei Team Handball Lippe II wird am Samstag um 18 Uhr im Livestream über die Plattform von Sportdeutschland.TV übertragen. (Michael Koch)
Unser Foto zeigt MT2-Trainer Arjan Haenen. (Foto: Käsler)