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3. Liga: Punkteteilung im großartigen Nordhessen-Derby vor Rekordkulisse

Was für ein Handball-Fest! Vor über 3.100 Zuschauern in der Nordhessen-Arena holt die MT Melsungen 2 mit einem 32:32 (17:17) beim GSV Eintracht Baunatal ihren ersten Auswärtspunkt in der 3. Liga!

Spiele auf Bezirksebene wurden zeitlich verlegt, Arbeitsschichten getauscht, Familienfeiern geschwänzt. Alles, um bei der mit Spannung erwarteten Handball-Premiere in der ehemaligen Eissporthalle Kassel dabei sein zu können. Und wer kam, wurde nicht enttäuscht. Über 60 Minuten beste Unterhaltung, gutklassiger Sport und Spannung bis hin zum blanken Nervenkitzel in der Schlussphase. Es war ein rundum gelungener Abend, der in der Tat keinen Verlierer verdient gehabt hätte.

Der Rahmen

Das Drumherum war definitiv mindestens zweitligareif! Nicht nur, was die Zuschauerzahl anging, sondern einfach alles. Stimmungsvoll war der Vorlauf mit Handylichtern, die mittlerweile die Feuerzeuge von früher abgelöst haben. Professionell durchgezogen die Ablaufgestaltung, die vom Team der Kassel Huskies hervorragend bewältigt wurde. Sportlich fair präsentierte sich das Nordhessische Publikum, das selbst in der hitzigen Schlussphase nicht einen einzigen Moment aus dem Rahmen fiel. Die eigentlich gewünschte „Rote Wand“ der MT-Fans war aufgrund der Vielzahl frühzeitig individuell organisierter Tickets leider nicht umsetzbar. Was ein kunterbunt gemischtes Miteinander der beiden Lager auf den Tribünen zur Folge hatte. Ein Umstand, der der Gesamtstimmung nur gut tat und von Anfang bis Ende für eine unterbrechungsfreie Hochstimmung auf den Rängen sorgte.

Die erste Halbzeit

Erstaunlich offensiv die Eintracht, bei der mit Moritz Goldmann, Phil Räbiger, Benny Fitozovic und Max Biber gleich alle vier ehemaligen Melsunger in der Startaufstellung standen. Ganz weit vorn Marvin Gabriel, dahinter auf den Halben Fitozovic und Bieber – eine klassische 3:2:1 also, der Melsungen eine nicht minder offensive 5:1 mit Jona Rietze auf vorgezogener Position entgegenstellte.

Der Beginn war geprägt von einem ständigen Hin und her, was den Spielstand betraf, nachdem Gabriel den Torreigen in der zweiten Minute eröffnet hatte. Auf mehr als einen vor schaffte es aber keiner. Erst als es nach ruhigem Beginn etwas emotionaler wurde und Benny Fitozovic sich binnen kürzester Frist gleich zweimal hintereinander auf die Strafbank verabschiedete, machten Rene Andrei und zweimal Jan Waldgenbach aus dem Gleichstand ein 8:11 (17.). Das Jan-Erik Kleinschmidt nur drei Minuten später zum 12:12 wieder ausglich.

Da hatte die MT 2 schon mit dem Handicap zu kämpfen, dass fast zeitgleich Jan Waldgenbach und Lasse Ohl angeschlagen auf die Bank mussten und Jona Rietze eine Verschnaufpause brauchte. Manuel Hörr, Jan Grolla und Merlin Kothe machten ihre Sache als Backup-Besetzung aber gut, so dass auch zur Pause das Unentschieden Bestand hatte.

Die zweite Halbzeit

Auch nach dem Seitenwechsel traf zuerst Baunatal. Und hatte die Unterbrechung augenscheinlich besser genutzt, denn Phil Räbiger warf mit dem 20:18 (34.) die erste Zwei-Tore-Führung des Abends für die Gastgeber heraus. Zunächst mit Bestand, weil Jan Grolla auf dem Weg zum Ausgleich die Unterkante der Latte einer echten Belastungsprobe unterzog. Dann erhöhte Max Bieber sogar auf 26:23 (43.). Die MT 2 völlig von der Rolle und auch durch eine Auszeit von Trainer Arjan Haenen erst einmal nicht ins Spiel zurückzuholen.

Das übernahm dafür Lasse Ohl mit zwei Ballgewinnen in der Deckung, die vorn zu Treffern durch Jan Grolla und Ben Beekmann führten – nur noch 28:26 (49.), nachdem es vorher sogar bereits vier Rückstand waren. Doch weil die Eintracht diesem kurzzeitigen Druck widerstand, mündete das prompt in rot-weiße Hektik. In der Jona Rietze frei an Schlussmann Marcel Lohrbach scheiterte, Jan Grolla, nicht minder frei, nur die Latte traf und Ben Beekmann im Tempogegenstoß ebenfalls das Gebälk anvisierte. Jan-Erik Kleinschmidts 31:28 (55.) schien so etwas wie die Vorentscheidung zu sein.

Die Schlussphase

Was in den letzten fünf Minuten ablief, war emotional kaum mehr zu ertragen. Melsungen trotzte den eigenen vorherigen Unzulänglichkeiten und weigerte sich schlichtweg, die sich anbahnende neuerliche Auswärtsniederlage zu akzeptieren. Florian Drosten, nur für diesen einen Siebenmeter eingesetzt, war von der Linie ebenso erfolgreich wie der von Jan-Erik Kleinschmidt hart attackierte Lasse Ohl. Plötzlich nur noch einer Differenz, die MT 2 auch ob der Zeitstrafe gegen Kleinschmidt mit frischem Mut. Im Gegenzug rannte Lasse Reinhardt mit gesenktem Kopf ungestüm in Lasse Ohl und Jona Rietze rein. Die Referees berieten sich kurz, zeigten dann zur Verwunderung aller Rot gegen Ohl.

Baunatal zwei Minuten vor Schluss also wieder personell gleichauf, einen vor, im Ballbesitz. Alles bereitet für die endgültige Entscheidung, oder? Denkste! Ausgerechnet Leon Stehl, der in Baunatal wohnende und lebende Melsunger Youngster, initiierte seinen Tempogegenstoß zum 31:31 selbst. Gekontert von Marvin Gabriel, der die Eintracht abermals in Führung warf. Jona Rietze hatte die nächste Chance zum Ausgleich, scheiterte aber völlig frei an seinen Nerven und an Marcel Lohrbach.

Der GSV-Keeper war es auch, der nach Jan Grollas geblocktem und in seine Richtung springenden Ball schon jubeln wollte. Dann aber urplötzlich erstarrte, weil Manuel Hörr im Tiefflug angerauscht kam, den Ball regelkonform in der Luft zu fassen kriegte und mit der Rückhand noch am konsternierten Keeper zum 32:32 vorbeilegte. Die Halle stand Kopf, die Stimmung war schlicht nicht mehr zu toppen. Unbändiger Jubel hier, kollektives Aufstöhnen dort. Ein Grande Finale der Extraklasse und Schlusspunkt unter eine Partie, die mehr war als nur Werbung für den Handball. Und die nach dem allerletzten direkten Freiwurf von Marvin Gabriel bei bereits abgelaufener Uhr über das Tor mit einer leistungsgerechten Punkteteilung endete.

Das Duell des Tages

Jugend gegen Erfahrung, Fan gegen Idol: Leon Stehl hielt den Vergleich mit seinem direkten Gegenspieler Felix Geßner in der ersten Hälfte ausgeglichen. Beide kamen auf je ein Tor, wurden aber von ihren Nebenleuten viel zu selten gesehen und angespielt. Den zweiten Durchgang dagegen entschied der Youngster um Längen für sich. Was nicht nur an seiner Ausbeute von fünf Toren aus sechs Versuchen lag. Grandios die Reaktion des 17-Jährigen, der sich den Ball rotzfrech aus dem laufenden Baunataler Angriff herausklaute und dann den Tempogegenstoß zum 31:31 lief. Am Ende war Leon Stehl mit seinen sechs Toren gemeinsam mit Manuel Hörr bester Werfer seines Teams und hatte sein Idol aus Jugendzeiten klar ausgestochen.

Das Tor des Tages

Es stand in der 14. Spielminute, wie so oft in diesem Match, unentschieden. Melsungen war in Überzahl, weil Fitozovic eine Strafe absitzen musste. Jan Waldgenbach hatte den Ball halbrechts, fand aber weder eine Lücke, noch eine kurze Anspielstation. Die Lösung: ein Bogenpass weit in die linke Ecke zu Ben Beekmann. Der Ball war lange unterwegs, also verschob die Baunataler Abwehr entsprechend. Dadurch öffnete sich der Raum vor Melsungens Goalgetter plötzlich, was auch Beekmann registrierte. Der Rest war ein intuitiver Geniestreich: Der MT-Linksaußen passte das Leder sofort mit Druck genau dorthin zurück, woher es gekommen war – auf den längst in die Bresche gestarteten Waldgenbach, der das Kempa-Anspiel seines Außen ganz cool zum 6:7 in die Maschen drückte.

Die Stimmen der Trainer

Arjan Haenen: Ich glaube, die Zuschauer haben ein spannendes Derby bis zur letzten Sekunde gesehen. Das war ein echtes Statement, dass auch Mannschaften unterhalb der höchsten Ligen gute und packende Spiele liefern können. Es lohnt sich, auch diese Mannschaften anzuschauen und zu unterstützen. Mit dem Punkt sind wir zufrieden. Wir haben das ganze Spiel über gut gefightet. Auch Baunatal hat gut gespielt, hat unsere Schwächen gefunden und genutzt. Aber für uns ist die Hauptsache, endlich den ersten Auswärtspunkt geholt zu haben.

Dennis Weinrich: Man hat ja gesehen, wie Melsungen nach dem Abpfiff gefeiert hat und wie wir auf dem Boden saßen. Das war für uns ein verlorener Punkt, weil wir schon mit vier Toren geführt hatten. Obwohl wir auch in manchen Situationen einfach Glück hatten, dass Melsungen zum Beispiel nur Holz getroffen hat, anstatt das Tor zu machen. Es war für alle ein ganz großes Ding, das Derby hier vor so vielen Zuschauern zu spielen. Das war eine Riesensache!

Der Verlauf

1:0 (2.), 1:2 (4.), 3:2 (5.), 4:5 (8.), 8:8 (15.), 8:11 (17.), 12:12 (19.), 13:15 (23.), 17:17 (Halbzeit), 20:18 (33.), 24:23 (41.), 26:23 (43.), 28:24 (46.), 29:28 (51.), 31:28 (55.), 31:31 (59.), 32:32 (Ende).

Die Statistik

MT Melsungen 2: Büde (6 Paraden / 17 Gegentore), Beck (3 P. / 12 G.), Herbst (3 P. / 3 G.) – Stehl 6, Grolla 5, Hörr 6, Reinbold, Rietze, Ohl 4, Beekmann 3, Kothe, Waldgenbach 5/1, Wolf, Andrei 2, Drosten 1/1, Markos – Trainer Arjan Haenen.

GSV Eintracht Baunatal: Goldmann (6 P. / 17 G.), Lohrbach (6 P. / 15 G.) – Helbing, Schwöbel, Kurtz, Kleinschmidt 4, Trogisch 6, Batz 1, Hellmuth, Bieber 1, Fitozovic, Räbiger 5, Geßner 3, Reinhardt 3, Gabriel 9 – Trainer Dennis Weinrich.

Z: 3.176 - SR: Janis Brandt / Hendrik Thies (Langenhagen / Bad Oeynhausen) - Strafen: 6 - 8 Minuten – Disqualifikation: Fitozovic (GSV, 35.), Ohl (MT, 58.) - 7m: 3/2 - 0/0.

3. Liga: Punkteteilung im großartigen Nordhessen-Derby vor Rekordkulisse

Was für ein Handball-Fest! Vor über 3.100 Zuschauern in der Nordhessen-Arena holt die MT Melsungen 2 mit einem 32:32 (17:17) beim GSV Eintracht Baunatal ihren ersten Auswärtspunkt in der 3. Liga!

Spiele auf Bezirksebene wurden zeitlich verlegt, Arbeitsschichten getauscht, Familienfeiern geschwänzt. Alles, um bei der mit Spannung erwarteten Handball-Premiere in der ehemaligen Eissporthalle Kassel dabei sein zu können. Und wer kam, wurde nicht enttäuscht. Über 60 Minuten beste Unterhaltung, gutklassiger Sport und Spannung bis hin zum blanken Nervenkitzel in der Schlussphase. Es war ein rundum gelungener Abend, der in der Tat keinen Verlierer verdient gehabt hätte.

Der Rahmen

Das Drumherum war definitiv mindestens zweitligareif! Nicht nur, was die Zuschauerzahl anging, sondern einfach alles. Stimmungsvoll war der Vorlauf mit Handylichtern, die mittlerweile die Feuerzeuge von früher abgelöst haben. Professionell durchgezogen die Ablaufgestaltung, die vom Team der Kassel Huskies hervorragend bewältigt wurde. Sportlich fair präsentierte sich das Nordhessische Publikum, das selbst in der hitzigen Schlussphase nicht einen einzigen Moment aus dem Rahmen fiel. Die eigentlich gewünschte „Rote Wand“ der MT-Fans war aufgrund der Vielzahl frühzeitig individuell organisierter Tickets leider nicht umsetzbar. Was ein kunterbunt gemischtes Miteinander der beiden Lager auf den Tribünen zur Folge hatte. Ein Umstand, der der Gesamtstimmung nur gut tat und von Anfang bis Ende für eine unterbrechungsfreie Hochstimmung auf den Rängen sorgte.

Die erste Halbzeit

Erstaunlich offensiv die Eintracht, bei der mit Moritz Goldmann, Phil Räbiger, Benny Fitozovic und Max Biber gleich alle vier ehemaligen Melsunger in der Startaufstellung standen. Ganz weit vorn Marvin Gabriel, dahinter auf den Halben Fitozovic und Bieber – eine klassische 3:2:1 also, der Melsungen eine nicht minder offensive 5:1 mit Jona Rietze auf vorgezogener Position entgegenstellte.

Der Beginn war geprägt von einem ständigen Hin und her, was den Spielstand betraf, nachdem Gabriel den Torreigen in der zweiten Minute eröffnet hatte. Auf mehr als einen vor schaffte es aber keiner. Erst als es nach ruhigem Beginn etwas emotionaler wurde und Benny Fitozovic sich binnen kürzester Frist gleich zweimal hintereinander auf die Strafbank verabschiedete, machten Rene Andrei und zweimal Jan Waldgenbach aus dem Gleichstand ein 8:11 (17.). Das Jan-Erik Kleinschmidt nur drei Minuten später zum 12:12 wieder ausglich.

Da hatte die MT 2 schon mit dem Handicap zu kämpfen, dass fast zeitgleich Jan Waldgenbach und Lasse Ohl angeschlagen auf die Bank mussten und Jona Rietze eine Verschnaufpause brauchte. Manuel Hörr, Jan Grolla und Merlin Kothe machten ihre Sache als Backup-Besetzung aber gut, so dass auch zur Pause das Unentschieden Bestand hatte.

Die zweite Halbzeit

Auch nach dem Seitenwechsel traf zuerst Baunatal. Und hatte die Unterbrechung augenscheinlich besser genutzt, denn Phil Räbiger warf mit dem 20:18 (34.) die erste Zwei-Tore-Führung des Abends für die Gastgeber heraus. Zunächst mit Bestand, weil Jan Grolla auf dem Weg zum Ausgleich die Unterkante der Latte einer echten Belastungsprobe unterzog. Dann erhöhte Max Bieber sogar auf 26:23 (43.). Die MT 2 völlig von der Rolle und auch durch eine Auszeit von Trainer Arjan Haenen erst einmal nicht ins Spiel zurückzuholen.

Das übernahm dafür Lasse Ohl mit zwei Ballgewinnen in der Deckung, die vorn zu Treffern durch Jan Grolla und Ben Beekmann führten – nur noch 28:26 (49.), nachdem es vorher sogar bereits vier Rückstand waren. Doch weil die Eintracht diesem kurzzeitigen Druck widerstand, mündete das prompt in rot-weiße Hektik. In der Jona Rietze frei an Schlussmann Marcel Lohrbach scheiterte, Jan Grolla, nicht minder frei, nur die Latte traf und Ben Beekmann im Tempogegenstoß ebenfalls das Gebälk anvisierte. Jan-Erik Kleinschmidts 31:28 (55.) schien so etwas wie die Vorentscheidung zu sein.

Die Schlussphase

Was in den letzten fünf Minuten ablief, war emotional kaum mehr zu ertragen. Melsungen trotzte den eigenen vorherigen Unzulänglichkeiten und weigerte sich schlichtweg, die sich anbahnende neuerliche Auswärtsniederlage zu akzeptieren. Florian Drosten, nur für diesen einen Siebenmeter eingesetzt, war von der Linie ebenso erfolgreich wie der von Jan-Erik Kleinschmidt hart attackierte Lasse Ohl. Plötzlich nur noch einer Differenz, die MT 2 auch ob der Zeitstrafe gegen Kleinschmidt mit frischem Mut. Im Gegenzug rannte Lasse Reinhardt mit gesenktem Kopf ungestüm in Lasse Ohl und Jona Rietze rein. Die Referees berieten sich kurz, zeigten dann zur Verwunderung aller Rot gegen Ohl.

Baunatal zwei Minuten vor Schluss also wieder personell gleichauf, einen vor, im Ballbesitz. Alles bereitet für die endgültige Entscheidung, oder? Denkste! Ausgerechnet Leon Stehl, der in Baunatal wohnende und lebende Melsunger Youngster, initiierte seinen Tempogegenstoß zum 31:31 selbst. Gekontert von Marvin Gabriel, der die Eintracht abermals in Führung warf. Jona Rietze hatte die nächste Chance zum Ausgleich, scheiterte aber völlig frei an seinen Nerven und an Marcel Lohrbach.

Der GSV-Keeper war es auch, der nach Jan Grollas geblocktem und in seine Richtung springenden Ball schon jubeln wollte. Dann aber urplötzlich erstarrte, weil Manuel Hörr im Tiefflug angerauscht kam, den Ball regelkonform in der Luft zu fassen kriegte und mit der Rückhand noch am konsternierten Keeper zum 32:32 vorbeilegte. Die Halle stand Kopf, die Stimmung war schlicht nicht mehr zu toppen. Unbändiger Jubel hier, kollektives Aufstöhnen dort. Ein Grande Finale der Extraklasse und Schlusspunkt unter eine Partie, die mehr war als nur Werbung für den Handball. Und die nach dem allerletzten direkten Freiwurf von Marvin Gabriel bei bereits abgelaufener Uhr über das Tor mit einer leistungsgerechten Punkteteilung endete.

Das Duell des Tages

Jugend gegen Erfahrung, Fan gegen Idol: Leon Stehl hielt den Vergleich mit seinem direkten Gegenspieler Felix Geßner in der ersten Hälfte ausgeglichen. Beide kamen auf je ein Tor, wurden aber von ihren Nebenleuten viel zu selten gesehen und angespielt. Den zweiten Durchgang dagegen entschied der Youngster um Längen für sich. Was nicht nur an seiner Ausbeute von fünf Toren aus sechs Versuchen lag. Grandios die Reaktion des 17-Jährigen, der sich den Ball rotzfrech aus dem laufenden Baunataler Angriff herausklaute und dann den Tempogegenstoß zum 31:31 lief. Am Ende war Leon Stehl mit seinen sechs Toren gemeinsam mit Manuel Hörr bester Werfer seines Teams und hatte sein Idol aus Jugendzeiten klar ausgestochen.

Das Tor des Tages

Es stand in der 14. Spielminute, wie so oft in diesem Match, unentschieden. Melsungen war in Überzahl, weil Fitozovic eine Strafe absitzen musste. Jan Waldgenbach hatte den Ball halbrechts, fand aber weder eine Lücke, noch eine kurze Anspielstation. Die Lösung: ein Bogenpass weit in die linke Ecke zu Ben Beekmann. Der Ball war lange unterwegs, also verschob die Baunataler Abwehr entsprechend. Dadurch öffnete sich der Raum vor Melsungens Goalgetter plötzlich, was auch Beekmann registrierte. Der Rest war ein intuitiver Geniestreich: Der MT-Linksaußen passte das Leder sofort mit Druck genau dorthin zurück, woher es gekommen war – auf den längst in die Bresche gestarteten Waldgenbach, der das Kempa-Anspiel seines Außen ganz cool zum 6:7 in die Maschen drückte.

Die Stimmen der Trainer

Arjan Haenen: Ich glaube, die Zuschauer haben ein spannendes Derby bis zur letzten Sekunde gesehen. Das war ein echtes Statement, dass auch Mannschaften unterhalb der höchsten Ligen gute und packende Spiele liefern können. Es lohnt sich, auch diese Mannschaften anzuschauen und zu unterstützen. Mit dem Punkt sind wir zufrieden. Wir haben das ganze Spiel über gut gefightet. Auch Baunatal hat gut gespielt, hat unsere Schwächen gefunden und genutzt. Aber für uns ist die Hauptsache, endlich den ersten Auswärtspunkt geholt zu haben.

Dennis Weinrich: Man hat ja gesehen, wie Melsungen nach dem Abpfiff gefeiert hat und wie wir auf dem Boden saßen. Das war für uns ein verlorener Punkt, weil wir schon mit vier Toren geführt hatten. Obwohl wir auch in manchen Situationen einfach Glück hatten, dass Melsungen zum Beispiel nur Holz getroffen hat, anstatt das Tor zu machen. Es war für alle ein ganz großes Ding, das Derby hier vor so vielen Zuschauern zu spielen. Das war eine Riesensache!

Der Verlauf

1:0 (2.), 1:2 (4.), 3:2 (5.), 4:5 (8.), 8:8 (15.), 8:11 (17.), 12:12 (19.), 13:15 (23.), 17:17 (Halbzeit), 20:18 (33.), 24:23 (41.), 26:23 (43.), 28:24 (46.), 29:28 (51.), 31:28 (55.), 31:31 (59.), 32:32 (Ende).

Die Statistik

MT Melsungen 2: Büde (6 Paraden / 17 Gegentore), Beck (3 P. / 12 G.), Herbst (3 P. / 3 G.) – Stehl 6, Grolla 5, Hörr 6, Reinbold, Rietze, Ohl 4, Beekmann 3, Kothe, Waldgenbach 5/1, Wolf, Andrei 2, Drosten 1/1, Markos – Trainer Arjan Haenen.

GSV Eintracht Baunatal: Goldmann (6 P. / 17 G.), Lohrbach (6 P. / 15 G.) – Helbing, Schwöbel, Kurtz, Kleinschmidt 4, Trogisch 6, Batz 1, Hellmuth, Bieber 1, Fitozovic, Räbiger 5, Geßner 3, Reinhardt 3, Gabriel 9 – Trainer Dennis Weinrich.

Z: 3.176 - SR: Janis Brandt / Hendrik Thies (Langenhagen / Bad Oeynhausen) - Strafen: 6 - 8 Minuten – Disqualifikation: Fitozovic (GSV, 35.), Ohl (MT, 58.) - 7m: 3/2 - 0/0.

3. Liga: Punkteteilung im großartigen Nordhessen-Derby vor Rekordkulisse

Was für ein Handball-Fest! Vor über 3.100 Zuschauern in der Nordhessen-Arena holt die MT Melsungen 2 mit einem 32:32 (17:17) beim GSV Eintracht Baunatal ihren ersten Auswärtspunkt in der 3. Liga!

Spiele auf Bezirksebene wurden zeitlich verlegt, Arbeitsschichten getauscht, Familienfeiern geschwänzt. Alles, um bei der mit Spannung erwarteten Handball-Premiere in der ehemaligen Eissporthalle Kassel dabei sein zu können. Und wer kam, wurde nicht enttäuscht. Über 60 Minuten beste Unterhaltung, gutklassiger Sport und Spannung bis hin zum blanken Nervenkitzel in der Schlussphase. Es war ein rundum gelungener Abend, der in der Tat keinen Verlierer verdient gehabt hätte.

Der Rahmen

Das Drumherum war definitiv mindestens zweitligareif! Nicht nur, was die Zuschauerzahl anging, sondern einfach alles. Stimmungsvoll war der Vorlauf mit Handylichtern, die mittlerweile die Feuerzeuge von früher abgelöst haben. Professionell durchgezogen die Ablaufgestaltung, die vom Team der Kassel Huskies hervorragend bewältigt wurde. Sportlich fair präsentierte sich das Nordhessische Publikum, das selbst in der hitzigen Schlussphase nicht einen einzigen Moment aus dem Rahmen fiel. Die eigentlich gewünschte „Rote Wand“ der MT-Fans war aufgrund der Vielzahl frühzeitig individuell organisierter Tickets leider nicht umsetzbar. Was ein kunterbunt gemischtes Miteinander der beiden Lager auf den Tribünen zur Folge hatte. Ein Umstand, der der Gesamtstimmung nur gut tat und von Anfang bis Ende für eine unterbrechungsfreie Hochstimmung auf den Rängen sorgte.

Die erste Halbzeit

Erstaunlich offensiv die Eintracht, bei der mit Moritz Goldmann, Phil Räbiger, Benny Fitozovic und Max Biber gleich alle vier ehemaligen Melsunger in der Startaufstellung standen. Ganz weit vorn Marvin Gabriel, dahinter auf den Halben Fitozovic und Bieber – eine klassische 3:2:1 also, der Melsungen eine nicht minder offensive 5:1 mit Jona Rietze auf vorgezogener Position entgegenstellte.

Der Beginn war geprägt von einem ständigen Hin und her, was den Spielstand betraf, nachdem Gabriel den Torreigen in der zweiten Minute eröffnet hatte. Auf mehr als einen vor schaffte es aber keiner. Erst als es nach ruhigem Beginn etwas emotionaler wurde und Benny Fitozovic sich binnen kürzester Frist gleich zweimal hintereinander auf die Strafbank verabschiedete, machten Rene Andrei und zweimal Jan Waldgenbach aus dem Gleichstand ein 8:11 (17.). Das Jan-Erik Kleinschmidt nur drei Minuten später zum 12:12 wieder ausglich.

Da hatte die MT 2 schon mit dem Handicap zu kämpfen, dass fast zeitgleich Jan Waldgenbach und Lasse Ohl angeschlagen auf die Bank mussten und Jona Rietze eine Verschnaufpause brauchte. Manuel Hörr, Jan Grolla und Merlin Kothe machten ihre Sache als Backup-Besetzung aber gut, so dass auch zur Pause das Unentschieden Bestand hatte.

Die zweite Halbzeit

Auch nach dem Seitenwechsel traf zuerst Baunatal. Und hatte die Unterbrechung augenscheinlich besser genutzt, denn Phil Räbiger warf mit dem 20:18 (34.) die erste Zwei-Tore-Führung des Abends für die Gastgeber heraus. Zunächst mit Bestand, weil Jan Grolla auf dem Weg zum Ausgleich die Unterkante der Latte einer echten Belastungsprobe unterzog. Dann erhöhte Max Bieber sogar auf 26:23 (43.). Die MT 2 völlig von der Rolle und auch durch eine Auszeit von Trainer Arjan Haenen erst einmal nicht ins Spiel zurückzuholen.

Das übernahm dafür Lasse Ohl mit zwei Ballgewinnen in der Deckung, die vorn zu Treffern durch Jan Grolla und Ben Beekmann führten – nur noch 28:26 (49.), nachdem es vorher sogar bereits vier Rückstand waren. Doch weil die Eintracht diesem kurzzeitigen Druck widerstand, mündete das prompt in rot-weiße Hektik. In der Jona Rietze frei an Schlussmann Marcel Lohrbach scheiterte, Jan Grolla, nicht minder frei, nur die Latte traf und Ben Beekmann im Tempogegenstoß ebenfalls das Gebälk anvisierte. Jan-Erik Kleinschmidts 31:28 (55.) schien so etwas wie die Vorentscheidung zu sein.

Die Schlussphase

Was in den letzten fünf Minuten ablief, war emotional kaum mehr zu ertragen. Melsungen trotzte den eigenen vorherigen Unzulänglichkeiten und weigerte sich schlichtweg, die sich anbahnende neuerliche Auswärtsniederlage zu akzeptieren. Florian Drosten, nur für diesen einen Siebenmeter eingesetzt, war von der Linie ebenso erfolgreich wie der von Jan-Erik Kleinschmidt hart attackierte Lasse Ohl. Plötzlich nur noch einer Differenz, die MT 2 auch ob der Zeitstrafe gegen Kleinschmidt mit frischem Mut. Im Gegenzug rannte Lasse Reinhardt mit gesenktem Kopf ungestüm in Lasse Ohl und Jona Rietze rein. Die Referees berieten sich kurz, zeigten dann zur Verwunderung aller Rot gegen Ohl.

Baunatal zwei Minuten vor Schluss also wieder personell gleichauf, einen vor, im Ballbesitz. Alles bereitet für die endgültige Entscheidung, oder? Denkste! Ausgerechnet Leon Stehl, der in Baunatal wohnende und lebende Melsunger Youngster, initiierte seinen Tempogegenstoß zum 31:31 selbst. Gekontert von Marvin Gabriel, der die Eintracht abermals in Führung warf. Jona Rietze hatte die nächste Chance zum Ausgleich, scheiterte aber völlig frei an seinen Nerven und an Marcel Lohrbach.

Der GSV-Keeper war es auch, der nach Jan Grollas geblocktem und in seine Richtung springenden Ball schon jubeln wollte. Dann aber urplötzlich erstarrte, weil Manuel Hörr im Tiefflug angerauscht kam, den Ball regelkonform in der Luft zu fassen kriegte und mit der Rückhand noch am konsternierten Keeper zum 32:32 vorbeilegte. Die Halle stand Kopf, die Stimmung war schlicht nicht mehr zu toppen. Unbändiger Jubel hier, kollektives Aufstöhnen dort. Ein Grande Finale der Extraklasse und Schlusspunkt unter eine Partie, die mehr war als nur Werbung für den Handball. Und die nach dem allerletzten direkten Freiwurf von Marvin Gabriel bei bereits abgelaufener Uhr über das Tor mit einer leistungsgerechten Punkteteilung endete.

Das Duell des Tages

Jugend gegen Erfahrung, Fan gegen Idol: Leon Stehl hielt den Vergleich mit seinem direkten Gegenspieler Felix Geßner in der ersten Hälfte ausgeglichen. Beide kamen auf je ein Tor, wurden aber von ihren Nebenleuten viel zu selten gesehen und angespielt. Den zweiten Durchgang dagegen entschied der Youngster um Längen für sich. Was nicht nur an seiner Ausbeute von fünf Toren aus sechs Versuchen lag. Grandios die Reaktion des 17-Jährigen, der sich den Ball rotzfrech aus dem laufenden Baunataler Angriff herausklaute und dann den Tempogegenstoß zum 31:31 lief. Am Ende war Leon Stehl mit seinen sechs Toren gemeinsam mit Manuel Hörr bester Werfer seines Teams und hatte sein Idol aus Jugendzeiten klar ausgestochen.

Das Tor des Tages

Es stand in der 14. Spielminute, wie so oft in diesem Match, unentschieden. Melsungen war in Überzahl, weil Fitozovic eine Strafe absitzen musste. Jan Waldgenbach hatte den Ball halbrechts, fand aber weder eine Lücke, noch eine kurze Anspielstation. Die Lösung: ein Bogenpass weit in die linke Ecke zu Ben Beekmann. Der Ball war lange unterwegs, also verschob die Baunataler Abwehr entsprechend. Dadurch öffnete sich der Raum vor Melsungens Goalgetter plötzlich, was auch Beekmann registrierte. Der Rest war ein intuitiver Geniestreich: Der MT-Linksaußen passte das Leder sofort mit Druck genau dorthin zurück, woher es gekommen war – auf den längst in die Bresche gestarteten Waldgenbach, der das Kempa-Anspiel seines Außen ganz cool zum 6:7 in die Maschen drückte.

Die Stimmen der Trainer

Arjan Haenen: Ich glaube, die Zuschauer haben ein spannendes Derby bis zur letzten Sekunde gesehen. Das war ein echtes Statement, dass auch Mannschaften unterhalb der höchsten Ligen gute und packende Spiele liefern können. Es lohnt sich, auch diese Mannschaften anzuschauen und zu unterstützen. Mit dem Punkt sind wir zufrieden. Wir haben das ganze Spiel über gut gefightet. Auch Baunatal hat gut gespielt, hat unsere Schwächen gefunden und genutzt. Aber für uns ist die Hauptsache, endlich den ersten Auswärtspunkt geholt zu haben.

Dennis Weinrich: Man hat ja gesehen, wie Melsungen nach dem Abpfiff gefeiert hat und wie wir auf dem Boden saßen. Das war für uns ein verlorener Punkt, weil wir schon mit vier Toren geführt hatten. Obwohl wir auch in manchen Situationen einfach Glück hatten, dass Melsungen zum Beispiel nur Holz getroffen hat, anstatt das Tor zu machen. Es war für alle ein ganz großes Ding, das Derby hier vor so vielen Zuschauern zu spielen. Das war eine Riesensache!

Der Verlauf

1:0 (2.), 1:2 (4.), 3:2 (5.), 4:5 (8.), 8:8 (15.), 8:11 (17.), 12:12 (19.), 13:15 (23.), 17:17 (Halbzeit), 20:18 (33.), 24:23 (41.), 26:23 (43.), 28:24 (46.), 29:28 (51.), 31:28 (55.), 31:31 (59.), 32:32 (Ende).

Die Statistik

MT Melsungen 2: Büde (6 Paraden / 17 Gegentore), Beck (3 P. / 12 G.), Herbst (3 P. / 3 G.) – Stehl 6, Grolla 5, Hörr 6, Reinbold, Rietze, Ohl 4, Beekmann 3, Kothe, Waldgenbach 5/1, Wolf, Andrei 2, Drosten 1/1, Markos – Trainer Arjan Haenen.

GSV Eintracht Baunatal: Goldmann (6 P. / 17 G.), Lohrbach (6 P. / 15 G.) – Helbing, Schwöbel, Kurtz, Kleinschmidt 4, Trogisch 6, Batz 1, Hellmuth, Bieber 1, Fitozovic, Räbiger 5, Geßner 3, Reinhardt 3, Gabriel 9 – Trainer Dennis Weinrich.

Z: 3.176 - SR: Janis Brandt / Hendrik Thies (Langenhagen / Bad Oeynhausen) - Strafen: 6 - 8 Minuten – Disqualifikation: Fitozovic (GSV, 35.), Ohl (MT, 58.) - 7m: 3/2 - 0/0.

3. Liga: Punkteteilung im großartigen Nordhessen-Derby vor Rekordkulisse

Was für ein Handball-Fest! Vor über 3.100 Zuschauern in der Nordhessen-Arena holt die MT Melsungen 2 mit einem 32:32 (17:17) beim GSV Eintracht Baunatal ihren ersten Auswärtspunkt in der 3. Liga!

Spiele auf Bezirksebene wurden zeitlich verlegt, Arbeitsschichten getauscht, Familienfeiern geschwänzt. Alles, um bei der mit Spannung erwarteten Handball-Premiere in der ehemaligen Eissporthalle Kassel dabei sein zu können. Und wer kam, wurde nicht enttäuscht. Über 60 Minuten beste Unterhaltung, gutklassiger Sport und Spannung bis hin zum blanken Nervenkitzel in der Schlussphase. Es war ein rundum gelungener Abend, der in der Tat keinen Verlierer verdient gehabt hätte.

Der Rahmen

Das Drumherum war definitiv mindestens zweitligareif! Nicht nur, was die Zuschauerzahl anging, sondern einfach alles. Stimmungsvoll war der Vorlauf mit Handylichtern, die mittlerweile die Feuerzeuge von früher abgelöst haben. Professionell durchgezogen die Ablaufgestaltung, die vom Team der Kassel Huskies hervorragend bewältigt wurde. Sportlich fair präsentierte sich das Nordhessische Publikum, das selbst in der hitzigen Schlussphase nicht einen einzigen Moment aus dem Rahmen fiel. Die eigentlich gewünschte „Rote Wand“ der MT-Fans war aufgrund der Vielzahl frühzeitig individuell organisierter Tickets leider nicht umsetzbar. Was ein kunterbunt gemischtes Miteinander der beiden Lager auf den Tribünen zur Folge hatte. Ein Umstand, der der Gesamtstimmung nur gut tat und von Anfang bis Ende für eine unterbrechungsfreie Hochstimmung auf den Rängen sorgte.

Die erste Halbzeit

Erstaunlich offensiv die Eintracht, bei der mit Moritz Goldmann, Phil Räbiger, Benny Fitozovic und Max Biber gleich alle vier ehemaligen Melsunger in der Startaufstellung standen. Ganz weit vorn Marvin Gabriel, dahinter auf den Halben Fitozovic und Bieber – eine klassische 3:2:1 also, der Melsungen eine nicht minder offensive 5:1 mit Jona Rietze auf vorgezogener Position entgegenstellte.

Der Beginn war geprägt von einem ständigen Hin und her, was den Spielstand betraf, nachdem Gabriel den Torreigen in der zweiten Minute eröffnet hatte. Auf mehr als einen vor schaffte es aber keiner. Erst als es nach ruhigem Beginn etwas emotionaler wurde und Benny Fitozovic sich binnen kürzester Frist gleich zweimal hintereinander auf die Strafbank verabschiedete, machten Rene Andrei und zweimal Jan Waldgenbach aus dem Gleichstand ein 8:11 (17.). Das Jan-Erik Kleinschmidt nur drei Minuten später zum 12:12 wieder ausglich.

Da hatte die MT 2 schon mit dem Handicap zu kämpfen, dass fast zeitgleich Jan Waldgenbach und Lasse Ohl angeschlagen auf die Bank mussten und Jona Rietze eine Verschnaufpause brauchte. Manuel Hörr, Jan Grolla und Merlin Kothe machten ihre Sache als Backup-Besetzung aber gut, so dass auch zur Pause das Unentschieden Bestand hatte.

Die zweite Halbzeit

Auch nach dem Seitenwechsel traf zuerst Baunatal. Und hatte die Unterbrechung augenscheinlich besser genutzt, denn Phil Räbiger warf mit dem 20:18 (34.) die erste Zwei-Tore-Führung des Abends für die Gastgeber heraus. Zunächst mit Bestand, weil Jan Grolla auf dem Weg zum Ausgleich die Unterkante der Latte einer echten Belastungsprobe unterzog. Dann erhöhte Max Bieber sogar auf 26:23 (43.). Die MT 2 völlig von der Rolle und auch durch eine Auszeit von Trainer Arjan Haenen erst einmal nicht ins Spiel zurückzuholen.

Das übernahm dafür Lasse Ohl mit zwei Ballgewinnen in der Deckung, die vorn zu Treffern durch Jan Grolla und Ben Beekmann führten – nur noch 28:26 (49.), nachdem es vorher sogar bereits vier Rückstand waren. Doch weil die Eintracht diesem kurzzeitigen Druck widerstand, mündete das prompt in rot-weiße Hektik. In der Jona Rietze frei an Schlussmann Marcel Lohrbach scheiterte, Jan Grolla, nicht minder frei, nur die Latte traf und Ben Beekmann im Tempogegenstoß ebenfalls das Gebälk anvisierte. Jan-Erik Kleinschmidts 31:28 (55.) schien so etwas wie die Vorentscheidung zu sein.

Die Schlussphase

Was in den letzten fünf Minuten ablief, war emotional kaum mehr zu ertragen. Melsungen trotzte den eigenen vorherigen Unzulänglichkeiten und weigerte sich schlichtweg, die sich anbahnende neuerliche Auswärtsniederlage zu akzeptieren. Florian Drosten, nur für diesen einen Siebenmeter eingesetzt, war von der Linie ebenso erfolgreich wie der von Jan-Erik Kleinschmidt hart attackierte Lasse Ohl. Plötzlich nur noch einer Differenz, die MT 2 auch ob der Zeitstrafe gegen Kleinschmidt mit frischem Mut. Im Gegenzug rannte Lasse Reinhardt mit gesenktem Kopf ungestüm in Lasse Ohl und Jona Rietze rein. Die Referees berieten sich kurz, zeigten dann zur Verwunderung aller Rot gegen Ohl.

Baunatal zwei Minuten vor Schluss also wieder personell gleichauf, einen vor, im Ballbesitz. Alles bereitet für die endgültige Entscheidung, oder? Denkste! Ausgerechnet Leon Stehl, der in Baunatal wohnende und lebende Melsunger Youngster, initiierte seinen Tempogegenstoß zum 31:31 selbst. Gekontert von Marvin Gabriel, der die Eintracht abermals in Führung warf. Jona Rietze hatte die nächste Chance zum Ausgleich, scheiterte aber völlig frei an seinen Nerven und an Marcel Lohrbach.

Der GSV-Keeper war es auch, der nach Jan Grollas geblocktem und in seine Richtung springenden Ball schon jubeln wollte. Dann aber urplötzlich erstarrte, weil Manuel Hörr im Tiefflug angerauscht kam, den Ball regelkonform in der Luft zu fassen kriegte und mit der Rückhand noch am konsternierten Keeper zum 32:32 vorbeilegte. Die Halle stand Kopf, die Stimmung war schlicht nicht mehr zu toppen. Unbändiger Jubel hier, kollektives Aufstöhnen dort. Ein Grande Finale der Extraklasse und Schlusspunkt unter eine Partie, die mehr war als nur Werbung für den Handball. Und die nach dem allerletzten direkten Freiwurf von Marvin Gabriel bei bereits abgelaufener Uhr über das Tor mit einer leistungsgerechten Punkteteilung endete.

Das Duell des Tages

Jugend gegen Erfahrung, Fan gegen Idol: Leon Stehl hielt den Vergleich mit seinem direkten Gegenspieler Felix Geßner in der ersten Hälfte ausgeglichen. Beide kamen auf je ein Tor, wurden aber von ihren Nebenleuten viel zu selten gesehen und angespielt. Den zweiten Durchgang dagegen entschied der Youngster um Längen für sich. Was nicht nur an seiner Ausbeute von fünf Toren aus sechs Versuchen lag. Grandios die Reaktion des 17-Jährigen, der sich den Ball rotzfrech aus dem laufenden Baunataler Angriff herausklaute und dann den Tempogegenstoß zum 31:31 lief. Am Ende war Leon Stehl mit seinen sechs Toren gemeinsam mit Manuel Hörr bester Werfer seines Teams und hatte sein Idol aus Jugendzeiten klar ausgestochen.

Das Tor des Tages

Es stand in der 14. Spielminute, wie so oft in diesem Match, unentschieden. Melsungen war in Überzahl, weil Fitozovic eine Strafe absitzen musste. Jan Waldgenbach hatte den Ball halbrechts, fand aber weder eine Lücke, noch eine kurze Anspielstation. Die Lösung: ein Bogenpass weit in die linke Ecke zu Ben Beekmann. Der Ball war lange unterwegs, also verschob die Baunataler Abwehr entsprechend. Dadurch öffnete sich der Raum vor Melsungens Goalgetter plötzlich, was auch Beekmann registrierte. Der Rest war ein intuitiver Geniestreich: Der MT-Linksaußen passte das Leder sofort mit Druck genau dorthin zurück, woher es gekommen war – auf den längst in die Bresche gestarteten Waldgenbach, der das Kempa-Anspiel seines Außen ganz cool zum 6:7 in die Maschen drückte.

Die Stimmen der Trainer

Arjan Haenen: Ich glaube, die Zuschauer haben ein spannendes Derby bis zur letzten Sekunde gesehen. Das war ein echtes Statement, dass auch Mannschaften unterhalb der höchsten Ligen gute und packende Spiele liefern können. Es lohnt sich, auch diese Mannschaften anzuschauen und zu unterstützen. Mit dem Punkt sind wir zufrieden. Wir haben das ganze Spiel über gut gefightet. Auch Baunatal hat gut gespielt, hat unsere Schwächen gefunden und genutzt. Aber für uns ist die Hauptsache, endlich den ersten Auswärtspunkt geholt zu haben.

Dennis Weinrich: Man hat ja gesehen, wie Melsungen nach dem Abpfiff gefeiert hat und wie wir auf dem Boden saßen. Das war für uns ein verlorener Punkt, weil wir schon mit vier Toren geführt hatten. Obwohl wir auch in manchen Situationen einfach Glück hatten, dass Melsungen zum Beispiel nur Holz getroffen hat, anstatt das Tor zu machen. Es war für alle ein ganz großes Ding, das Derby hier vor so vielen Zuschauern zu spielen. Das war eine Riesensache!

Der Verlauf

1:0 (2.), 1:2 (4.), 3:2 (5.), 4:5 (8.), 8:8 (15.), 8:11 (17.), 12:12 (19.), 13:15 (23.), 17:17 (Halbzeit), 20:18 (33.), 24:23 (41.), 26:23 (43.), 28:24 (46.), 29:28 (51.), 31:28 (55.), 31:31 (59.), 32:32 (Ende).

Die Statistik

MT Melsungen 2: Büde (6 Paraden / 17 Gegentore), Beck (3 P. / 12 G.), Herbst (3 P. / 3 G.) – Stehl 6, Grolla 5, Hörr 6, Reinbold, Rietze, Ohl 4, Beekmann 3, Kothe, Waldgenbach 5/1, Wolf, Andrei 2, Drosten 1/1, Markos – Trainer Arjan Haenen.

GSV Eintracht Baunatal: Goldmann (6 P. / 17 G.), Lohrbach (6 P. / 15 G.) – Helbing, Schwöbel, Kurtz, Kleinschmidt 4, Trogisch 6, Batz 1, Hellmuth, Bieber 1, Fitozovic, Räbiger 5, Geßner 3, Reinhardt 3, Gabriel 9 – Trainer Dennis Weinrich.

Z: 3.176 - SR: Janis Brandt / Hendrik Thies (Langenhagen / Bad Oeynhausen) - Strafen: 6 - 8 Minuten – Disqualifikation: Fitozovic (GSV, 35.), Ohl (MT, 58.) - 7m: 3/2 - 0/0.

 

Tabelle

# SP S U N PKT
1
SC Magdeburg
28 24 2 2 50
2
Füchse Berlin
29 23 4 2 50
3
SG Flensburg-Handewitt
28 19 4 5 42
4
THW Kiel
28 19 2 7 40
5
MT Melsungen
29 18 2 9 38
6
VfL Gummersbach
28 15 3 10 33
7
TSV Hannover-Burgdorf
29 14 4 11 32
8
SC DHfK Leipzig
28 12 3 13 27
9
HSV Hamburg
28 11 4 13 26
10
Rhein-Neckar Löwen
29 11 2 16 24
11
TBV Lemgo Lippe
29 10 3 16 23
12
FRISCH AUF! Göppingen
29 10 3 16 23
13
HSG Wetzlar
29 11 1 17 23
14
TVB Stuttgart
29 9 2 18 20
15
ThSV Eisenach
29 9 2 18 20
16
HC Erlangen
29 9 1 19 19
17
Bergischer HC
29 7 1 21 15
18
HBW Balingen-Weilstetten
29 4 3 22 11

SPIELPLAN

Sa. 27.04.24 20:30 Uhr
Rothenbach-Halle Kassel
MTM
- : -
BER
Mi. 01.05.24 19:00 Uhr
Arena Nürnberger Versicherung Nürnberg
HCE
- : -
MTM
Fr. 17.05.24 19:00 Uhr
Rothenbach-Halle Kassel
MTM
- : -
WET
Mi. 29.05.24 20:30 Uhr
EWS Arena Göppingen
FAG
- : -
MTM

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